Die Frage kommt immer wieder: Kann man mit Homöopathie einer Malariaerkrankung vorbeugen?
Informiert man sich dazu im Internet, dann stösst man auf eine Vielzahl von Aussagen von Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern, Homöopathinnen und Homöopathen, aber auch vereinzelt von Ärztinnen und Ärzten, die eine solche Prophylaxe empfehlen.
Es gibt keinen einzigen glaubwürdigen Hinweis darauf, dass Homöopathika wirksam sind zur Vorbeugung von Malaria. Null.
Wenn Ihr Behandler / Ihre Behandlerin Homöpathie zur Malariaprophylaxe empfiehlt, dann nimmt er oder sie eine sehr ernsthafte Gefährdung Ihrer Gesundheit in Kauf und stellt die eigene Gesundheitsideologie über Ihr Wohlergehen und möglicherweise sogar über Ihr Leben. Jedenfalls wenn damit die Versprechung einhergeht, dass sich mit Homöopathika die etablierte Malariaprophylaxe ersetzen lasse.
Empfehlung: So schnell wie möglich den Behandler / die Behandlerin wechseln. Sie haben es nämlich mit grösster Wahrscheinlichkeit mit jemandem zu tun, der die Grenzen seiner Methoden nicht kennt oder nicht sehen will. Und das ist per se gefährlich.
Die Vorbeugung von Malaria mittels Homöopathika widerspricht aber auch fundamentalen Grundsätzen der klassischen Homöopathie:
Aus Sicht der klassischen Homöopathie kann es keine Prophylaxe im Hinblick auf eine spezifische Krankheit geben, da ein homöopathisches Präparat immer erst aufgrund der beim Kranken vorliegenden Symptomatik ausgewählt wird.
Es steht ausser Frage und ist vielfach belegt, dass Homöopathie in manchen Situationen positive Wirkungen haben kann. Gleichzeitig ist aber auch sehr gut dokumentiert, dass diese Wirkung nicht von den Globuli ausgeht.
Siehe dazu:
Wirkt Homöopathie – und wenn ja: wie?
FDA-Kritik an Qualitätsmängeln beim Homöopathika-Hersteller Nelson
Daraus folgt meines Erachtens, dass man sich auch sehr sorgfältig mit den Grenzen der Homöopathie auseinandersetzen sollte. Das vermisse ich stark bei vielen Homöopathinnen und Homöopathen, die alles und jedes behandeln zu können glauben.
(und ich nehme für mich zugleich in Anspruch, dass ich mich sehr ernsthaft mit den Grenzen der Phytotherapie auseinandersetze!).
Es ist diese Grenzenlosigkeit im Anspruch, die ich für ausgesprochen fragwürdig finde. Ein Globuli für jede Lebenssituation. Nicht nur für ernsthafte Krankheiten wie Krebs, Malaria etc. – auch für jede Lebenssituation werden Globuli empfohlen und verkauft: Prüfungen, Beerdigungen, Beziehungsstress….immer ein passendes Globuli. Und diese 7×24 Stunden Therapeutisierung des Lebens gilt dann als „ganzheitlich“!? Weil sie das ganze Leben und den ganzen Alltag umfasst? – Kann es das sein?
Ich gebe zu: Manchmal beneide ich diese „7×24-Stunden-Therapeuten“ fast ein bisschen.
Ich kann nämlich in vielen Situationen nichts sinnvolles Pflanzliches anbieten.
Manchmal braucht es synthetische Medikamente („Chemie“), manchmal braucht es schlicht gar nichts, manchmal nichtmedikamentöse Massnahmen (Spaziergänge, Sport, Entspannung, Gespräche….). Und manchmal gibt es auch sinnvolle Anwendungsbereiche für Heilpflanzen.
Vielleicht 90% von dem, was da an Naturheilmitteln und Komplementärmedizin-Präparaten angeboten wird, sind jedoch einfach unnötig. Luxusbedarf. Ausdruck einer Überflussgesellschaft. Als Drogist, der ich einmal war, würde ich heute wohl innert 3 Monaten pleite gehen, weil ich hinter einem grossen Teil dieser Produkte nicht mehr stehen könnte.
Für Konsumentinnen und Konsumenten ist es meines Erachtens wichtig, dass sie lernen, wie man Wirksames und Sinnvolles von „Schrott“ unterscheidet, und wie man Versprechungen auf ihre Glaubwürdigkeit prüft. Das können Sie lernen in meinen Lehrgängen. Kritische Fragen stellen lernen – auch gegenüber dem eigenen Fachgebiet – das müsste eigentlich ein Kernthema sein in jeder Ausbildung, fehlt aber leider oft.
Auf das Thema „Homöopathie zur Malariaprophylaxe“ bin ich im Übrigen heute gestossen durch ein Interview im „Magazin“ (Nr. 41 / 2014) mit der Tropenmedizinerin Dr. Claudia Sigg, die von Mathias Plüss gefragt wurde, was sie von homöopathischer Malariaprophylaxe halte:
„Ich rate davon ab. Besser keine Prophylaxe als eine homöopathische. Wir hatten schon Todesfälle im Kanton Zürich bei Leuten, die homöopathische Tropfen nahmen und nach der Heimkehr Malaria entwickelten, aber niemandem etwas sagten, weil sie sich in Sicherheit wähnten.“
Das ist im Übrigen nicht der interessanteste Teil des Interviews.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch