Raif Badawi hat am letzten Freitag nahe der Al-Dschafali-Moschee in Dschidda die ersten 50 Peitschenhiebe erhalten. Die Strafe von 1000 Peitschenhieben soll über 20 Wochen aufgeteilt werden – vorgesehen ist also jeden Freitag eine Ration von 50 Peitschenhieben.
Der 30-jährige Aktivist hatte auf seiner Internetseite Liberal Saudi Network immer wieder die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der im wahhabitischen Königreich Saudi-Arabien vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert. Zudem schrieb er von der prinzipiellen Gleichwertigkeit von Muslimen, Juden, Christen und Atheisten.
Er rief für den 7. Mai 2012 einen „Tag der saudischen Liberalen“ aus und verlangte eine öffentliche Diskussion über die Politisierung der Religion durch das geistliche Establishment.
Im Jahr 2012 wurde er deshalb verhaftet und im November wegen „Beleidigung des Islam“ verurteilt.
Den mörderischen Anschlag auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo verurteilte Saudi-Arabien am Tag danach als „feigen Terrorakt, der gegen den wahren Islam verstößt“. Was unter dem wahren Islam nach saudischer Lesart zu verstehen ist, zeigten die Herrscher von Riad unmittelbar anschliessend mit dieser barbarischen Folter.
Und das vom saudischen König finanzierte „Abdullah-Zentrum“ in Wien – das dem religiösen Dialog (!) dienen soll – verurteilt mit der Attacke auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ auch ausdrücklich die Gewalt im Namen der Religion:
„KAICIID, the intergovernmental, interreligious dialogue organization, rejects violence in all its forms, especially any violence committed in the name of religion.“
Und 1000 Peitschenhiebe im Namen der Religion sind wohl keine Gewalt?
Michel Reimon schreibt dazu im österreichischen „Standard“:
„Saudi-Arabien ist ein Gottesstaat, eine Diktatur, ein Financier extremistischer islamistischer Gruppen. Saudi-Arabien ist aber auch ein wichtiger Energielieferant, eine Schlüsselmacht im Nahen Osten, ein strategischer Verbündeter des Westens.
Wir können uns mit ‚Charlie Hebdo‘ solidarisch erklären und Karikaturen abdrucken. Wir können Spenden für Flüchtlinge sammeln, Luftangriffe auf Stellungen des „Islamischen Staates“ fliegen und Al-Kaida-Führer mit Drohnen töten. Wir könnten auch die Überwachung unser aller Kommunikation weiter ausbauen und die Mauern um die Mittelmeerküsten noch höher ziehen.
All das wird nichts bringen, wenn wir zulassen, dass liberale Muslime für ein Jahrzehnt hinter Gitter gesteckt werden und Woche für Woche halbtot gepeitscht werden – und die radikalen Islamisten, die dieses Verbrechen begehen, als unsere Verbündeten hofieren. Das muss aufhören. Alles andere ist verlogen, ohne Wenn und Aber. Unsere wahren Verbündeten sind Menschen wie Raif Badawi, ihnen haben wir zu helfen und beizustehen. Jeder einzelne Freitag in den nächsten 20 Wochen wird ein Tag unserer Schande, unserer Scheinheiligkeit und unseres Versagens sein, wenn wir wegsehen.“
Quelle: http://derstandard.at/2000010170947/Ein-liberaler-Araber
Und hier deshalb ein paar Möglichkeiten der Unterstützung für Raif Badawi:
– Amnesty International USA hat eine Email-Aktion gestartet mit einem vorbereiteten Formular, das nur ausgefüllt und mit einem Klick abgeschickt werden muss:
– Weitere Information und Aktionsmöglichkeiten:
Ich selber fände es sinnvoll, wenn möglichst viele Menschen sich wöchentlich höflich, aber hartnäckig bei den saudischen Botschaften nach Raif Badawi erkundigen würden:
Wie geht es Raif Badawi? Wann ist die nächste Auspeitschung vorgesehen? Ist Saudi-Arabien wirklich so instabil, dass das Regime Angst vor einem liberalen Blogger hat?
Hier das Kontakt-Formular der saudischen Botschaft in Berlin.
Und noch ein letzter Wunsch:
Keine Erdölprodukte aus Saudi-Arabien kaufen – fragen Sie Ihren Lieferanten.
P:S:
Zur Klarstellung, damit mich niemand in unappetitlicher Gesellschaft sehen kann:
Das ist kein pauschal antiislamischer Text. Mit moderaten Strömungen des Islams, wie sie bei uns in der Schweiz überwiegend vorkommen, habe ich keinerlei Probleme. Den intoleranten wahhabitischen Islam, wie er in Saudi-Arabien herrscht und von dort verbreitet wird, halte ich für bösartig und sehr problematisch.
Ausserdem:
Übersicht meiner eigenen gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch