Euphrasia officinalis (Augentrost) gilt in der traditionellen Pflanzenheilkunde als wichtigstes „Augenmittel“. Heute ist Euphrasia vor allem noch als Bestandteil von Augentropfen bekannt. Die Zeitschrift „Ökotest“ hat zahlreiche Augentropfen unter die Lupe genommen und geht dabei auch auf Euphrasia-haltige Augentropfen ein.
Zitat:
„Die vier Euphrasia-haltigen Medizinprodukte erhielten dagegen höchstens ein »ausreichend«. Aus evidenzbasierter Sicht ist die Wirkung des traditionell angewendeten Augentrosts gegen gerötete und gereizte Augen jedoch bislang nicht belegt. Sie eignen sich jedoch zur Befeuchtung und können dadurch eine lindernde Wirkung entfalten und die Heilung unterstützen, urteilt Ökotest.“
Quelle:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/oekotest-bewertet-augentropfen/
Kommentar & Ergänzung zu Euphrasia-Augentropfen:
Diese Einschätzung der Zeitschrift „Ökotest“ ist nachvollziehbar. Es gibt keine fundierten Studien zu Euphrasia-Augentropfen, die eine Wirksamkeit belegen könnten.
Die Euphrasia-Präparate werfen aber darüber hinaus eine Reihe von Fragen auf.
Als wichtigste Wirkstoffe in der Pflanze Euphrasia / Augentrost gelten Gerbstoffe und Iridoidglykoside wie das das antimikrobiell und entzündungswidrig wirkende Glykosid Aucubin.
Zur reinen Befeuchtung werden diese Wirkstoffe nicht beitragen. Im Gegenteil: Gerbstoffe wirken über längere Zeit wohl eher austrocknend auf Haut und Schleimhäute, sofern sie in wirksamer Dosis angewandt werden.
Es ist aber sehr fraglich, ob die grundsätzlich entzündungswidrigen Gerbstoffe und die grundsätzlich antimikrobiellen und entzündungswidrigen Iridoidglykoside in den Euphrasia-Augentropfen in ausreichender Konzentration vorhanden sind, um diese Wirkungen auch zu entfalten. In den Weleda Euphrasia Augentropfen ist Euphrasia / Augentrost in D3 vorhanden, also 1 : 1000 mal verdünnt.
Meinem Eindruck nach dürften diese Inhaltsstoffe in dieser Verdünnung kaum zur Wirkung der Euphrasia-Augentropfen beitragen und für die reine Befeuchtung ist die Zugabe von Euphrasia eher fragwürdig.
Euphrasia / Augentrost als Inhaltsstoff dieser Präparate scheint vor allem marketingmässig wirksam zu sein.
Ein Vorteil der Euphrasia-Augentropfen gegenüber Umschlägen mit Augentrost besteht jedoch darin, dass die Tropfen steril und isotonisch sind.
Umschläge mit Augentrosttee bei leichten Bindehautentzündungen werden nämlich in der traditionellen Pflanzenheilkunde gerne empfohlen, während die Phytotherapie-Fachliteratur diese Anwendungsform ablehnt.
Die Sachverständigenkommission E beim ehemaligen Bundesgesundheitsamt hat aufgrund hygienischer Vorbehalte eine Negativ-Monographie zu Augentrost verabschiedet. Sie lehnt Augentrostauszüge für die Selbstmedikation ab, weil beim entzündeten Auge eine sterile Lösung verwendet werden soll, die zudem isotonisch sein muss, also bezüglich Elektrolytgehalt der Tränenflüssigkeit entspricht.
Ich selber bevorzuge zur reinen Befeuchtung die einfache künstliche Tränenflüssigkeit ohne Euphrasia-Zusatz. Bei leichten Bindehautentzündungen würde ich Umschläge mit Schwarztee machen, was eine bewährte Gerbstoffapplikation ist.
Augentrost & Signaturenlehre
Die traditionelle Anwendung des Augentrosts bei Augenleiden gründet im übrigen in der historischen Signaturenlehre:
Paracelsus (1493 – 1541) und andere sahen in der Blüte ein Auge dargestellt und schlossen daraus auf eine Wirksamkeit als Augenheilmittel: Das gelbe Zentrum als Pupille, die länglich schwarzen Striche als Wimpern. Damals war noch nicht bekannt, dass die Farben und Formen der Blüten an die Insekten gerichtet sind, und nicht als Botschaft an uns.
Siehe:
Augentrost als Augenheilmittel
Wer sich für Wirkstoffe und Heilpflanzen-Anwendungen interessiert, kann dazu fundiertes Wissen erwerben in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.