Die „Deutsche Welle“ schreibt unter dem Titel „DIE FANTASTISCHE WELT DER HEILPFLANZEN“ einen Beitrag mit Bezug zur Phytotherapie.
„Lecker und gesund
Artischocken sind nicht nur eine leckere Köstlichkeit. Ihre Heilwirkung kannten bereits die Ägypter und Römer. Sie helfen bei Magen-Darm-Beschwerden. Das liegt an den flavonoid- und bitterstoffenreichen Blättern, die als Trockenextrakte oder als Presssaft eingenommen werden.“
Quelle:
https://www.dw.com/de/quacksalberei-oder-alternative-was-ist-traditionelle-chinesische-medizin/a-48774541
Kommentar & Ergänzung:
Lecker sind Artischocken allerdings nur, wenn sie als Gemüse zubereitet werden. Die Blätter, die in der Phytotherapie in der Regel zur Anwendung kommen, sind recht bitter. Das trifft auch auf den Frischpflanzenpresssaft zu, der aus den Artischockenknospen produziert wird. Trockeextrakte dagegen werden als Dragees eingenommen und sind daher geschmacklich neutral.
Die Angabe, dass Artischocken „helfen bei Magen-Darm-Beschwerden“, ist allerdings sehr vage. Unter „Magen-Darm-Beschwerden“ kann man alles Mögliche verstehen.
Damit sie nützlich sind und einen Sinn haben, sollten Indikationen für Heilpflanzen so präzise wie möglich gefasst werden. Das ist jedoch nicht immer einfach, wie sich auch am Beispiel der Artischocke zeigt. Selbst die Phytotherapie-Fachliteratur liefert hier „Auswahlsendungen“ und bezieht sich dabei auf die Monografien verschiedener Fachkommissionen.
Beispiel:
„ESCOP-Monografie: Verdauungsbeschwerden (z. B. Magenschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl, Flatulenz, Erbrechen), Leber-Galle-Beschwerden, als Begleittherapie bei Niedrigfettdiät bei leichte und mittlerer Hypercholesterinämie.“
(Zitiert aus: Leitfaden Phytotherapie)
Die Angabe „Magenschmerzen“ überzeugt mich nicht. Magenschmerzen können sehr verschiedene Ursachen haben und bei keiner davon scheint mir plausibel, dass Artischocke da helfen kann.
Am überzeugendsten ist für mich die Anwendung bei Verdauungsschwäche und Völlegefühl aufgrund von mangelndem Gallenfluss. Die leichte Senkung des Cholesterinspiegels ist ebenfalls interessant.
In der Phytotherapie-Fachliteratur gibt es zudem Hinweise auf eine gewisse Leberschutzwirkung. Für diese Indikation wird aber in erster Linie Mariendistel als Extrakt oder als Präparat auf der Basis des Flavonoid-Gemischs Silymarin empfohlen.
Klar ist zudem: Artischocken als Gemüse besitzen nicht die gleiche Wirksamkeit wie Trockenextrakte, Artischockenblättertee oder Frischpflanzensaft. Bei der Zubereitung von Artischockengemüse geht ein grosser Teil der wichtigen Wirkstoffe verloren, vor allem die geschmacklich unerwünschten Bitterstoffe.
Wer sich für Wirkstoffe und Heilpflanzen-Anwendungen interessiert, kann dazu fundiertes Wissen erwerben in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.