Fledermäuse sind als Tiergruppe sehr bedroht. Viele Menschen setzten sich aber für Fledermäuse ein und die gesamte Tiergruppe steht in Europa unter Schutz.

Eine Studie der Universität Koblenz-Landau kommt nun zum Schluss, dass die Pestizidbelastung der Nahrung zu Langzeiteffekten bei Fledermäusen führen kann.

Bevor die EU ein Pflanzenschutzmittel die Marktzulassung bekommt, wird es einer gesetzlich vorgeschriebenen Risikoabschätzung unterzogen. Anhand verschiedener Szenarien werden die Risiken für verschiedene Lebewesen geprüft – sowohl akute Auswirkungen als auch Langzeiteffekte wie zum Beispiel Auswirkungen auf die Vermehrung. Bisher wird in dieser Risikoabschätzung zwar geprüft, ob neue Pflanzenschutzmittel Vögel und Säugetiere schädigen, die Fledermaus taucht in dieser Richtlinie zur Risikobetrachtung bei der Zulassung von Pestiziden jedoch nicht auf.

Studien weisen schon darauf hin, dass Fledermäuse speziell empfindlich auf Pestizide reagieren. Dass die bedrohten Fledermausarten bei der Risikoabschätzung nach wie vor schlichtweg ignoriert werden, hängt laut Dr. Carsten Brühl und Peter Stahlschmidt vom Institut für Umweltwissenschaften Landau mit einem Datenmangel zusammen. Das habe damit zu tun, dass die meisten Untersuchungen zu Fledermäusen in Naturschutz- oder Waldgebieten stattfanden, erklärt Stahlschmidt. Bislang sei nicht untersucht worden, ob Fledermäuse für ihre Nahrungsaufnahme überhaupt in Kulturlandschaften aktiv sind. Und das, obgleich mehr als die Hälfte der Fläche der BRD landwirtschaftlich genutzt werde. In einer vorangegangenen Untersuchung konnten die Forscher auf intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen total 14 Fledermaus-Arten nachweisen.

In ihrer aktuellen Studie untersuchten die Landauer Ökotoxikologen auf einer Obstbaumplantage die Nahrung der Fledermäuse genauer. Zwei Wochen lang nach Ausbringen des kommerziellen Pflanzenschutzwirkstoffes Fenoxycarb, der das Wachstum von Insekten hemmt, maßen die Forscher die chemischen Rückstände auf Fliegen und Faltern. Die höchsten Pestizidrückstände fanden sie bei Insekten und Spinnen, die auf den Blättern der Obstbäume saßen. Weniger mit dem Pestizid belastet waren die Fluginsekten. Auf dieser Datenbasis berechneten die Wissenschaftler – wie es bei einer Risikoabschätzung üblich ist – stufenweise verschiedene Szenarien für Fledermäuse, die sich in der Plantage ernähren. Im errechneten Bestfall, in dem die Fledermäuse ihre Nahrung zum Teil auch in unbelasteten Gegenden aufnehmen können, waren Langzeiteffekte bei einer der sechs in der Berechnung verwendeten Fledermaus-Arten nicht auszuschließen, im schlechtesten Falle bei drei Fledermaus-Arten. Am stärksten betroffen waren diejenigen Fledermaus-Arten, die als Nahrung auf Obstbäumen sitzende Insekten und Spinnen verspeisen.

Das tatsächliche Risiko könnte für die Tiere sogar noch höher liegen als errechnet, vermutet Stahlschmidt. Weil für die Fledermaus keine Sensitivitätsdaten existieren, verwenden die Berechnungsformeln im Bewertungsverfahren die Toxizitätsdaten der Hausmaus und kalkulieren einen Sicherheitsfaktor von 5 mit ein. Die Fledermaus sei jedoch aufgrund ihrer ökologischen Eigenschaften wie einer langen Lebenszeit und geringen Nachkommenschaft mit meistens einem Jungtier ein sehr empfindlicher Organismus, sagt Stahlschmidt. Deshalb könne wahrscheinlich sogar ein Empfindlichkeitsunterschied größer als 5 zwischen der Hausmaus und der Fledermaus liegen. Das könnte bedeuten, dass auch bei den Fledermaus-Arten, die nur die weniger belasteten Fluginsekten bevorzugen, ein nicht akzeptables Risiko existiert.

Wenn die gefährdeten Flugsäuger nachhaltig geschützt werden sollen, muss sich also dringend etwas ändern. Das aktuelle Zulassungsverfahren für Pestizide müsse auf Fledermäuse ausgeweitet werden und weitere Forschungsarbeiten zur Empfindlichkeit der Säugergruppe gegenüber Pestiziden seien umgehend notwendig, sagt Stahlschmidt.

Die Studie „Bats at risk? Bat activity and insecticide residue analysis of food items in an apple orchard”, Peter Stahlschmidt and Carsten A. Brühl ist in der internationalen Fachzeitschrift “Environmental Toxicology and Chemistry publiziert worden und online abrufbar unter:

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/etc.1834/abstract

Quelle:

http://idw-online.de/pages/de/news493080

Kommentar & Ergänzung:

Fledermäuse sind eine interessante Tiergruppe, doch braucht es einige Grundkenntnisse (Wo? Wann?), wenn man sie intensiver beobachten will.

Die Studie der Universität Koblenz-Landau zur Pestizidbelastung von Fledermäusen spricht meines Erachtens für die Bevorzugung der Biolandwirtschaft.

In der Diskussion um biologisch angebaute Lebensmittel geht es oft um die Frage, ob solche Produkte für die Konsumentinnen und Konsumenten gesünder oder im Geschmack überlegen seien.

Dazu gebt es durchaus widersprüchliche Studienergebnisse.

Aber das die Biolandwirtschaft weniger Pestizide in die Umwelt zerstäubt und damit viele Tiere schont, schleckt einfach keine Geiss weg. Das reicht mir als Argument, um wo möglich Bioprodukte vorzuziehen.

Es gibt übrigens 30 verschiedene Fledermausarten in der Schweiz:

Familie Rhinolophidae

Gattung Rhinolophus

Grosse Hufeisennase                Rhinolophus ferrumequinum

Kleine Hufeisennase                 Rhinolophus hipposideros

Mittelmeer Hufeisennase        Rhinolophus euryale

Familie Vespertilionidae

Gattung Myotis

Bartfledermaus                         Myotis mystacinus

Brandtfledermaus                     Myotis brandtii

Wimperfledermaus                  Myotis emarginatus

Fransenfledermaus                  Myotis nattereri

Bechsteinfledermaus               Myotis bechsteinii

Grosses Mausohr                     Myotis myotis

Kleines Mausohr                      Myotis blythii

Wasserfledermaus                   Myotis daubentonii

Langfussfledermaus                Myotis capaccinii

Nymphenfledermaus               Myotis alcathoe

Gattung Pipistrellus

Zwergfledermaus                    Pipistrellus pipistrellus

Rauhautfledermaus                Pipistrellus nathusii

Weissrandfledermaus           Pipistrellus kuhlii

Mückenfledermaus                Pipistrellus pygmaeus

Gattung Nyctalus

Kleiner Abendsegler             Nyctalus leisleri

Grosser Abendsegler            Nyctalus noctula

Riesenabendsegler                Nyctalus lasiopterus

Gattung Eptesicus

Nordfledermaus                    Eptesicus nilssonii

Breitflügelfledermaus          Eptesicus serotinus

Gattung Hypsugo

Alpenfledermaus                   Hypsugo savii

Gattung Vespertilio

Zweifarbenfledermaus          Vespertilio murinus

Gattung Barbastella

Mopsfledermaus                    Barbastella barbastellus

Gattung Plecotus

Braunes Langohr                    Plecotus auritus

Graues Langohr                     Plecotus austriacus

Alpenlangohr                          Plecotus macrobullaris

Gattung Miniopterus

Langflügelfledermaus            Miniopterus schreibersii

Familie Molossidae

Gattung Tadarida

Bulldoggfledermaus               Tadarida teniotis

Weitere Infos:

Stiftung Fledermausschutz

http://www.fledermausschutz.ch/

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse

www.phytotherapie-seminare.ch

Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:

Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch