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Roma-Hetze in Ungarn – Hintergrundinformationen

Gesellschaftliches

Avatar-FotoMartin Koradi12.01.2013

In Ungarn wächst die Entrüstung über einen Hetzartikel gegen die Roma – verfasst von einem Mitglied der rechtsgerichteten ungarischen Regierungspartei Fidesz.

Der Politiker und Journalist Zsolt Bayer schrieb in einer Kolumne für die Zeitung „Magyar Hirlap“, ein großer Teil der Roma sei nicht tauglich für das Zusammenleben. Sie seien Tiere und verhielten sich wie Tiere. Der ungarische Justizminister Tibor Navracsics kritisierte den Artikel. Die Opposition forderte die Behörden auf, Ermittlungen wegen Hetze gegen Minderheiten aufzunehmen und forderte die Fidesz auf, Bayer auszuschließen. Eine Parteisprecherin erklärte aber, er habe den Text als Journalist und nicht als Politiker geschrieben. Bayer war Anfang der 1990er Jahre Pressechef der Fidesz-Partei und organisiert bis heute Veranstaltungen zur Unterstützung des Premiers Victor Orbán.

Ungefähr sieben Prozent der ungarischen Bevölkerung sind Roma. Viele von ihnen sind arm und schlecht gebildet. Sie sind häufig gesellschaftlichen Angriffen ausgesetzt.

Quelle:

https://wissen.dradio.de/nachrichten.59.de.html?drn:news_id=177852

Kommentar & Ergänzung:

Man kann natürlich biologisch gesehen den Menschen als eine Tierart unter anderen betrachten und dann ist der Tiervergleich in diesem Hetzartikel keine Diskriminierung mehr, weil wir alle Tiere sind. So ist der Artikel allerdings nicht gemeint.

Und an diesem Punkt gilt es genau hinzusehen.

Bei vielen Genoziden ist es geradezu ein Charakteristikum, dass im Vorfeld den später umgebrachten Menschen das Menschsein abgesprochen wurde. Das war bei den Juden im „Dritten Reich“ exemplarisch so, und wahrscheinlich auch bei den Roma, wobei ich aber über die Vernichtung der Roma durch die Nationalsozialisten weniger weiss.

Diese Entmenschlichung und die Gleichstellung mit Tieren erleichtert offenbar die Überschreitung einer Grenze hin zum Genozid.

Daher ist es nötig, diese verantwortungslosen Äusserungen im „Magyar Hirlap“ scharf zurückzuweisen.

Umso mehr, als sie im Umfeld eines Victor Orbán stehen mit seinen Versuchen, das Wahlrecht zu manipulieren, die Meinungsfreiheit einzuschränken und die Gewaltentrennung durch Gängelung der Justiz zu unterlaufen.

Europa hat ein virulentes Problem mit dieser autokratieversessenen Regierung in Ungarn und mit einem Teil der ungarischen Bevölkerung, der in simples Sündenbockdenken abtriftet.

Es ist zu hoffen, dass trotz Eurokrise auch diesem Brandherd die nötige Aufmerksamkeit zukommt. Und es wäre zu überlegen, wie man die demokratischen Kräfte in Ungarn unterstützen könnte.

Zur Situation der Roma in Ungarn gibt es hier Hintergrundinformationen:

https://othes.univie.ac.at/7992/1/2009-12-10_0101274.pdf

Zu ergänzen wäre noch, dass wir in der Schweiz ebenfalls eine Partei haben, die ihre politischen Gegner auf Plakaten als Ratten dargestellt und damit als schädliches Ungeziefer klassiert hat – wie die Nationalsozialisten im „Dritten Reich“ die Juden – und die Bewirtschaftung von Provokationen auch weiterhin konsequent betreibt.

Schwierig an solchen Provokationen ist, dass man auf derart unsägliche Vergleiche eigentlich reagieren müsste, dass aber jeder Protest dagegen in der heutigen Medienlandschaft den Provokateuren genau die gesuchte Vervielfachung der Aufmerksamkeit bringt.

Gähnen, sich gelangweilt von diesem „Affentheater“ (Tiervergleich!) abwenden und auf keinen Fall diese Partei wählen, wäre daher vielleicht die wirkungsvollste Reaktion. Aber das allein reicht auch nicht. Diesen Vorgang der Provokationsbewirtschaftung müsste man schon zum Thema machen und man müsste Politikerinnen und Politiker, die auf dieser Schiene fahren fragen, ob sie eigentlich sonst nichts zu bieten haben.

Politikerinnen und Politiker, die mit chronisch-anhaltender Provokationitis und mit Diffamierung von politischen Gegnern auf Stimmenfang gehen, sollten meines Erachtens als unwählbar aussortiert werden. Und zwar einfach weil dieses Verhalten Gift ist für den demokratischen Prozess, der ein Mindestmass an Respekt für den politischen Gegner voraussetzt.

Ausserdem:

Übersicht meiner eigenen gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse

www.phytotherapie-seminare.ch

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Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch

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