Holger Kreitling berichtet in „Die Welt“ eindrücklich vom seinen Ausflügen in den Esoterik-Markt.
Ich gebe zu, manchmal bin ich fast etwas neidisch auf diese „Szene“. Da versuche ich doch immer so gut wie möglich abzuwägen, was von all dem, was über die Wirkungen von Heilpflanzen erzählt und geschrieben wird, glaubwürdig ist und was nicht. Nach dem offenbar ziemlich obsoleten Grundsatz: Nur ja keine überzogenen Versprechungen machen!
Im Esoterik-Markt dagegen scheint es, dass Behauptungen umso glaubwürdiger werden, je absurder sie sind.
Es ist ja sooo leicht, Esoterikerinnen und Esoteriker einzufangen. Man braucht nur ein paar „Zauberworte“ einzuflechten wie „Energie“, „Schwingungen“, „Wesen der Pflanzen“ – und schon öffnen sie dir Herz und Geldbeutel. Du kannst ihnen fast alles andrehen.
Esoterik-Verkäufer haben für jede Lebenslage eine ganze Palette von Produkten anzubieten: Schüsslersalze bei Nervosität zum Schulanfang, Globuli für die Beerdigung, original indianisches Heilwissen bei Menstruationsbeschwerden, Notfalltropfen bei quengelnden Kindern, mentale Partnerzusammenführung bei Beziehungsschwierigkeiten und nicht zuletzt den direkten Draht zum Erzengel Michael oder anderen jenseitigen Koryphäen. Nicht ganz gratis das alles, aber bezahlbar für Angehörige der mitteleuropäischen Mittel- und Oberschicht.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Und diese rundum Therapeutisierung aller Lebenslagen segelt dann unter dem Stichwort „Ganzheitlichkeit“.
Wie wär’s mit „back to the roots“? – Normales, natürliches Trinkwasser wieder schätzen lernen, das nicht durch ein geheimnisvolles Verfahren angeblich energetisiert und belebt worden ist, durchatmen – ohne dass es eine spezielle bewusstseinserweiternde Übung sein muss, einen Spaziergang machen, die Katze streicheln, ein gutes Buch lesen, die Wolken oder Pflanzen und Tiere in der Natur beobachten, ein Gespräch führen, das über den SMS-Stil hinausgeht…….
Einfach wieder Dinge schätzen lernen, die nicht so abgehoben sind und aufgeladen mit Heilsfantasien.
Woher kommt überhaupt diese eindrückliche Heilssüchtigkeit? – Welche Mangelzustände werden da kompensiert? Vitaminmangel wird es jedenfalls nicht sein.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch