Nehmen Männer Antidepressiva vom Typ selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) ein, kann dadurch die Qualität ihrer Spermien beeinträchtigt werden. Nach dem Absetzen dieser Medikamente erholt sich die Spermienqualität allerdings wieder.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat nun vorgeschrieben, dass die Produzenten SSRI-haltiger Präparate in Fach- und Gebrauchsinformation auf diese unerwünschte Nebenwirkung hinweisen müssen. Von dieser Regelung betroffen sind die Wirkstoffe Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin. Die Vorschrift tritt am 1. Juli 2013 in Kraft.
Das BfArM setzt damit eine Empfehlung der Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe des Ausschusses für Humanarzneimittel der europäischen Arzneimittelagentur EMA um. Dieser Ausschuss fand in tierexperimentellen Studien Hinweise darauf, dass selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer die Spermienqualität schädigen können. Dies könne theoretisch die Zeugungsfähigkeit vermindern, ein Einfluss auf die Fruchtbarkeit beim Menschen sei allerdings bisher nicht beobachtet worden. SSRI haben darüber hinaus noch weitere Nebenwirkungen, welche die Fortpflanzungsfähigkeit von Männern einschränken können Es kann zu einem Verlust der Libido und zu erektiler Dysfunktion kommen.
Quelle:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=46482&type=0
Kommentar & Ergänzung:
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang: Johanniskrautextrakt als gut dokumentiertes Antidepressivum der Phytotherapie führt nicht zum Verlust der Libido und auch nicht zu erektiler Dysfunktion oder eingeschränkter Zeugungsfähigkeit. Es gibt jedenfall keine Hinweise auf eine Schädigung der Spermien durch Johanniskraut und eine solche Nebenwirkung wäre auch nicht plausibel.
Johanniskraut eignet sich allerdings nicht für jede Depression, insbesondere in schweren Fällen reicht Johanniskraut nicht. Und auch bei Johanniskraut gibt es eine unerwünschte Nebenwirkung – die Erhöhung der Lichtempfindlichkeit (Photosensibilität), die aber in der Praxis nur sehr selten zu Problemen führt. Und es sind Wechselwirkungen mit bestimmten anderen Medikamenten zu beachten (z. B. Digoxin, Marcoumar, Immunsuppressiva, Östrogene, gewisse HIV-Medikamenten und Chemotherapeutika).
Alles in allem ist aber Johanniskrautextrakt eine beachtenswerte Option bei leichten bis mittelschweren Depressionen.
Siehe auch:
Johanniskrautpräparate gegen Depressionen
Phytotherapie: Johanniskrautextrakt gegen Depressionen
Phytotherapie: Wirkungsmechanismen von Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Zur Studienlage: Johanniskraut bei Depressionen
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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