Wissenschaftler erforschen, weshalb die Ingwer-Wurzel gegen Übelkeit bei Chemotherapie hilft.
Zahlreiche Tumorpatienten leiden als Nebenwirkung einer Chemotherapie unter Übelkeit und Erbrechen.
Inzwischen gibt es wirkungsvolle Medikamente gegen diese Beschwerden, doch viele Betroffene vertrauen zusätzlich auf die magenberuhigende Wirkung der Ingwerwurzel.
Wissenschaftler der Universitätsklinik Heidelberg gingen der Frage nach, wie Ingwer eigentlich wirkt.
Resultat: Die Inhaltsstoffe des Ingwer hemmen gewisse Botenstoffe des Brechzentrums im Gehirn.
Die Deutsche Krebshilfe hat das Forschungsprojekt mit 208.000 Euro unterstützt.
Übelkeit führt dazu, dass Patienten kaum mehr essen. Für Krebspatienten kann das bedrohlich werden. Nichts oder wenig zu essen, schwächt die ohnehin bereits durch die Krebserkrankung mitgenommenen Patienten noch zusätzlich. In schweren Fällen muss sogar die Behandlung abgebrochen werden – selbst wenn der Tumor eigentlich auf die Medikamente anspricht.
Ausgelöst wird die Übelkeit durch die in den Chemotherapeutika enthaltenen Zellgifte. Diese greifen hauptsächlich Zellen an, die sich häufig teilen – vor allem Krebszellen. Aber auch Darmzellen erneuern sich laufend und werden daher ebenfalls beeinträchtigt. Die geschädigten Zellen setzen den Botenstoff Serotonin frei, der an einen Rezeptor auf der Oberfläche von Nervenzellen andockt und so das Brechzentrum im Gehirn andockt. Als Folge davon treten Übelkeit und Erbrechen auf.
Heutzutage lassen sich solche Begleiterscheinungen einer Chemotherapie sehr gut mit Medikamenten, den sogenannten Antiemetika, lindern. Aber auch die natürlichen Wirkstoffe der Ingwerwurzel reduzieren die Übelkeit: Schon im Jahr 2009 berichteten US-Wissenschaftler im Rahmen einer Studie, dass Ingwerextrakt die Beschwerden um 40 Prozent vermindern kann. Die Wissenschaftler um PD Dr. Beate Niesler vom Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums in Heidelberg konnten nun den Wirkungsmechanismus aufzeigen.
Die Ingwerwurzel enthalte eine Reihe von hochwirksamen Inhaltstoffen, erklärt Niesler. Sie besetzen Serotonin-Andockstellen auf den Nervenzellen. Das Serotonin kann dadurch nicht mehr binden. Als Folge davon wird das Brechzentrum nicht aktiviert und die Übelkeit bleibt aus.
Auf dieselbe Art funktionieren auch die klassischen Antiemetika, die ebenfalls gewisse Andockstellen auf den Nervenzellen besetzen. Die Inhaltsstoffe des Ingwers seien sozusagen das natürliche Pendant zu den Wirkstoffen der Antiemetika, erklärt Niesler weiter.
Die Forscher hoffen, dass die Ingwerwurzel und ihre Inhaltsstoffe schon bald in klinischen Studien zum Einsatz kommen. Eine Kombination von Ingwerextrakt und Antiemetika wäre ihrer Ansicht nach eine starke Waffe gegen die von der Chemotherapie verursachte Übelkeit. Die Therapie wäre doppelt wirksam.
Ihre Resultate haben die Heidelberger Forscher kürzlich im renommierten Fachmagazin Neurogastroenterology and Motility publiziert.
Quelle:
http://www.krebshilfe.de/metanavigation/presse/aktuelle-meldungen/aktuelle-presse-meldungen/article/wie-ingwer-krebspatienten-hilft.html?L=0&cHash=81e322b71d2c19efa32f5fc6400946b5
Kommentar & Ergänzung:
Als Gewürz und Mittel gegen Verdauungsbeschwerden wird Ingwer schon seit langem verwendet.
Die neuere Forschung hat zuerst die Wirkung der Ingwerwurzel gegen Übelkeit bei Reisekrankheit (Kinetose) belegt.
Es ist erfreulich, wenn nun die Deutsche Krebshilfe ein Forschungsprojekt unterstützt, das die Wirksamkeit bei Übelkeit als Nebenwirkung einer Chemotherapie zum Thema hat.
Allerdings reicht es nicht, wenn der Wirkungsmechanismus der Ingwerwurzel geklärt wird.
Damit die Anwendung von Ingwer bei Krebspatienten sich durchsetzt müssen wohl grössere klinische Studien her, in welchen sich die Wirksamkeit bei Patientinnen und Patienten bestätigt. Es gibt solche Studien allerdings schon.
Hier ein Beispiel:
Ingwer kann Übelkeit bei Chemotherapie reduzieren
Weitere Informationen zu Ingwer:
Ingwertee gegen Übelkeit und Erbrechen
Phytotherapie lindert Nebenwirkungen bei Chemotherapie & Bestrahlung
Ingwer und andere Tipps gegen Reisekrankheit
Phytotherapie: Ingwer gegen Schwangerschaftserbrechen
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