Exotische Salze wie Himalayasalz oder Blausalz aus dem Iran halten nicht, was sie versprechen. Das hat eine Untersuchung der deutschen Stiftung Warentest nun gezeigt: Die teuren Spezialsalze sind nicht besser als normales Haushaltssalz.
Die Tester nahmen insgesamt 36 Salze unter die Lupe, die zum Teil mehr als das Hundertfache von herkömmlichem Speisesalz kosten. Den versprochenen Mehrwert beispielsweise von Himalayasalz oder Fleur de Sel aus Ibiza suchten die Tester vergeblich – chemisch unterschieden sich die untersuchten Salze nämlich kaum.
http://www.test.de/Speisesalz-Das-Maerchen-vom-Wundersalz-4612853-0/
Offenbar läuft es hier gleich wie so oft im Esoterikmarkt:
Alltäglich-gewöhnliches wird mit Energie- und Gesundheitsvorstellungen aufgeladen und dann x-mal teurer verkauft.
Normales Trinkwasser – obwohl in der Schweiz in beneidenswerter Qualität aus jedem Hahn fliessend – genügt einfach nicht mehr. Es muss energetisiert, belebt und mit Schwingungen misshandelt werden….
Genauso mit Speisesalz – offenbar unakzeptabel so gewöhnlich und sinnfrei, wie es bei uns gewonnen wird. Wie belebend ist da doch ein schöner Himalayamythos.
Himalayasalz soll 250 Millionen Jahre alt sein und aus einem Urmeer stammen.
Schon beeindruckend. Aber auch unser Schweizer Salz stammt aus einem Urmeer und ist über 200 Millionen Jahre alt.
Glaubt man den Versprechungen der Verkäufer, ist Himalayasalz ein wahrer Jungbrunnen. Für die gesundheitlichen Vorteile, die Himalayasalz laut Propaganda mit sich bringen soll, gibt es aber nicht den Hauch eines Beleges. 100% reiner Fake.
War der Himalayasalz-Boom ursprünglich ein Geschäft der Bioläden und Esoterikshops, sahnt inzwischen auch der Grossverteiler Migros ab.
„Sélection“-Produkte sollen für erstklassige Qualität stehen. Immerhin präsentiert die Migros das Sélection-Himalayasalz nicht als Wundermittel. Diese Arbeit erledigen andere.
Die Präsentation auf der Website ist aber trotzdem ziemlich fragwürdig:
„Der uralte Mythos des mächtigen Himalaya ruhte von Menschenhand unberührt Millionen von Jahren. Heute wird das rein kristalline Salz aus dem Berg gebrochen und von Hand verlesen. Der rosafarbene Ton der milden Würze stammt vom erhöhten Eisengehalt und kann variieren.“
Quelle:
https://selection.migros.ch/de-ch/home/produkte/oel,-gewuerze-etc/himalayasalz-nachfuellbeutel.aspx (Zugriff: 8. 10. 2013)
Der uralte Mythos des mächtigen Himalaya kann gar nicht von Menschenhand unberührt über Millionen von Jahren geruht haben.
Ein Mythos wird erst von Menschen geschaffen. Ein solcher Satz ist nur Werbe-Bullshit.
Unser Schweizer Speisesalz ist zudem genauso rein kristallin. Aber was soll’s.
Bei der Migros kosten 100g Himalayasalz aus Pakistan zur Zeit Fr. 5.50.
1 Kilogramm also Fr. 55.- (Nachfüllbeutel 200g Fr. 3.10)
Ein Kilo Schweizer Speisesalz: Fr. -.95.
Mich würde interessieren, wie viel von den Fr. 55.- in Pakistan bleibt – und wie viel bei der Migros oder anderen Zwischenhändlern.
Und das Beste kommt noch:
Himalayasalz stammt nicht aus dem Himalayagebirge.
Was stellen Sie sich vor, wenn Sie das Wort „Himalaya“ lesen?
Nepal? Tibetische Hochebene? Das „Dach der Welt“ mit seinen Achttausendern?
Mount Everest? Berge, die den Himmel berühren? Natur pur?
Das Himalayasalz der Migros stammt, nach Auskunft des Kundendienstes, aus der pakistanischen Region Punjab, so wie auch andere Himalayasalze.
Punjab ist die bevölkerungsreichste Provinz Pakistans. Salz abgebaut wird in dieser Region im sogenannten „Salt Range“ (Salzgebirge), einer durchschnittlich etwa 700m hoch gelegenen Hügellandschaft. Am bekanntesten ist das Salzbergwerk Khewra, das 100 km südlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad liegt.
Der höchste Berg im Salt Range heisst Sakaser (1522 m ü. M.).
Der Tilla Jogian erreicht immerhin noch 975 m und sieht so aus: Foto auf Wikipedia
Schöne Gegend, aber kein Hochgebirge weit und breit.
In Deutschland haben sich mehrere Gerichte mit der Frage befasst, ob die Bezeichnung „Himalayasalz“ für ein Salzprodukt aus Punjab nicht irreführend sei.
Beispielsweise das Oberlandesgericht Köln (Urt. v. 19.04.2013, 6 U 192/12, II.1.b – Himalaya-Salz):
„Der angemessen informierte und aufmerksame Durchschnittsverbraucher entnimmt der Angabe ‚Himalaya Salz‘, dass das so bezeichnete Produkt im Bereich des Himalaya-Hochgebirgsmassivs abgebaut wird. Dem Verbraucher ist der Begriff ‚Himalaya‘ im Zusammenhang mit dem weltweit höchsten Hochgebirge, bestehend aus einer Mehrzahl von über achttausend Meter hohen Bergen, bekannt. Im Hinblick darauf wird ein erheblicher Anteil der Verbraucher davon ausgehen, dass das von der Beklagten beworbene Steinsalz wenn schon nicht in den schnee- und eisbedeckten Höhenregionen dieses Gebirges, so doch jedenfalls in den dem Salzabbau eher zugänglichen Gebieten in einem Tal oder den unteren Bereichen des Hochgebirgszugs gewonnen wird. Demgegenüber rechnet der Verbraucher nicht damit, dass ein als ‚Himalaya Salz‘ bezeichnetes Produkt tatsächlich in der vom Hochgebirgsmassiv durch eine breite besiedelte Ebene getrennten und deshalb als eigenständiger, deutlich niedrigerer Mittelgebirgszug erscheinenden Salt Range abgebaut wird.“
Quelle:
http://www.omsels.info/die-verbote-oder-was-darf-ich-nicht/5-uwg-irrefuehrende-werbung/13-einzelfaelle/geografische-angaben/4192-2
Etwa 200 km trennen die Hügellandschaft des Salt Range vom Himalaya-Massiv.
Interessant wäre es ausserdem, mehr über die Arbeitsbedingungen in der pakistanischen Salzindustrie zu erfahren.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse.
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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