Der „Hellseher“ und „Esoterik-Schröpfkünstler“ Mike Shiva war gestern bei Roger Schawinski im Interview. Das Gespräch blieb meinem Eindruck nach ziemlich banal. Interessant war allerdings der kleine Test aus einer Kassensturz-Sendung (19. 10. 2010), den Roger Schawinski einspielen liess:
Eine TV-Mitarbeiterin konsultierte BeraterInnen der Mike-Shiva-Hellseherei mit der Frage, ob sie Kinder bekomme oder nicht. Und erhielt ganz unterschiedliche Antworten (1 x kein Kind, 2 x 2 Kinder, 1 x gar keines oder falls doch ein Schwieriges).
Mike Shiva tat so,, als würde er zum ersten mal von diesem peinlichen Resultat hören, dabei war er 2010 im Studio ausführlich dazu befragt worden.
Dann setzte sich Mike Shiva ganz leicht und mit schwammigen Formulierungen von den betreffenden BeraterInnen ab, indem er zu verstehen gab, dass so konkrete Angaben natürlich nicht möglich seien.
Da hat er selbstverständlich Recht. Es gehört zur Grundkompetenz eines Hellsehers, seine Aussagen so vage zu halten, dass sie mit möglichst vielen zukünftigen Entwicklungen kompatibel sind. Bei konkreten Voraussagen, die überprüfbar sind, scheitern „Hellseher“, abgesehen von seltenen Zufallstreffer, regelmässig.
Siehe: Wahrsagercheck
Mike Shiva selbst gibt in seinen Verkaufs-, äh Beratungsgesprächen durchaus direktive Anweisungen. Er liess sich in der Sendung auch auf den „Test“ ein vorherzusagen, wer von drei TV-Menschen demnächst Schawinski interviewen werde. Und tippte daneben. Wahrscheinlich funktioniert eben das Hellsehen nur über die 4.50 Fr./Min.-Hotline. Wer weiss, vielleicht braucht es dazu ja den Support von höheren Geistwesen und die verlangen eine satte Provision.
Die interessanteste Frage ist in diesem Zusammenhang, was Anruferinnen und Anrufer von solchen „Beratungen“ haben.
Ein zuhörendes Gegenüber? – Die Zuhör-Qualität bei Shiva-TV ist miserabel. Beim Sorgentelefon „Die dargebotene Hand“ ist das offene Ohr gratis und kompetenter.
Selbst gut qualifizierte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sind pro Minute gerechnet viel billiger. Allerdings hat man beim Psychotherapeuten oder bei der „Dargebotenen Hand“ nicht die Chance, mit den eigenen Problemen im TV aufzutreten und damit die Anteilnahme der Fernsehgemeinde zu bekommen.
Oder geht es, wenn die Vorhersagen schon so falsch oder nichtssagend sind, im Austausch mit dem Medium um die Versicherung, überhaupt eine Zukunft zu haben und mit allen Befürchtungen und Sorgen an der Hand genommen und geleitet zu werden?
Shiva-TV als Symptom für Vereinsamung und Verunsicherung? Mike Shiva als harmlos auftretender Freak, der die Nöte von Menschen in persönlichen und gesellschaftlichen Krisenlagen knallhart ausbeutet?
Für diese Interpretation spricht meines Erachtens jedenfalls sehr viel.
Mein Vorschlag an die Kundinnen und Kunden von Shiva-TV:
Wenn Sie in psychischer Not dringend mit jemandem reden müssen und niemand ist da,
dann rufen Sie doch „Die Dargebotene Hand“ (Tel. 143) an.
Das kostet nichts und Sie haben eine sehr reale Chance, ernst genommen – und nicht nur wie bei Shiva-TV mit Schrott abgefüllt zu werden.
Und wenn Sie es sich leisten können, spenden Sie doch die 4.50 Fr. pro Minute der „Dargebotenen Hand“, anstatt das Geld einem Abzocker in den Rachen zu schmeissen.
Spenden für „143“ sichern ein sinnvolles, nötiges Beratungsangebot. „Spenden“ für Shiva-TV fliessen wohl nur in Klamotten, Autos und ähnlich lebenswichtige Dinge.
Hier können Sie die Kassensturz-Sendung ansehen:
Kassensturz, 19. 10. 2010, Mike Shiva ab Minute 6’45
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Heilpflanzenexkursionen in den Bergen / Kräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch