Krafttraining allein reduziert das Sturzrisiko bei älteren Personen nicht. Ebenso nötig ist Training der Motorik und der Kognition.
Die Skelettmuskulatur sei selbst in hohem Alter trainierbar, sagt Professor Reto Kressig vom Universitären Zentrum für Altersmedizin in Basel. Er verweist auf eine Studie mit 100 Pflegeheimbewohnern mit einem Durchschnittsalter von 87 Jahren.
Bei diesen Probanden führte progressives Krafttraining über zehn Wochen zu einer Kraftverdopplung.
Die Kombination des Trainings mit Proteindrinks erhöhte die Muskelkraft um 130 Prozent, Proteindrinks ohne Training zeigten dagegen keine Wirkung.
Krafttraining allein macht jedoch weder den Gang sicherer noch reduziert sich dadurch die Sturzgefahr.
Es braucht dazu zusätzlich Training von Motorik und Kognition.
Denn die Sturzwahrscheinlichkeit verdoppelt sich schon durch minimale, mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Gangunregelmäßigkeiten mit einer Schritt-zu-Schritt-Variabilität von 1,7 cm.
Bei alten Menschen, die beim Gehen stehen bleiben, um zu sprechen, zeigte sich ein stark gesteigertes Sturzrisiko!
Werden motorische Einschränkungen und Kraftdefizite bei alten Menschen rechtzeitig erkannt, können diese mit einem gezielten Training verbessert werden. In geriatrischen Institutionen gibt es darum Möglichkeiten, frühzeitig auf Gangunregelmäßigkeiten zu testen. Das geschieht mit Multitasking-Aufgaben.
In diesen Testverfahren wird eine motorische mit einer kognitiven Aufgabe kombiniert, beispielsweise das Lösen einer Rechenaufgabe beim Gang über einen Teppich.
Die in der Schweiz populäre Dalcroze-Rhythmik (nach Émile Jaques-Dalcroze, 1865-1950) verbessert Exekutivfunktion und Gangsicherheit.
In Gruppen trainieren die Teilnehmenden im Rhythmus von improvisierten, am Klavier gespielten Melodien.
Dabei verändern sich je nach Melodie unerwartet die Bewegungsfolgen.
Professor Kressig schildert, dass 80-jährige Damen, die seit Jahren die Dalcroze-Rhythmik praktizieren, beim Dual-Task-Test ebenso gut abschneiden wie 30-jährige.
Bei 134 zu Hause lebenden Senioren, die sechs Monate lang einmal pro Woche am Training teilnahmen, führte die Intervention zu einer signifikanten Verbesserung der Exekutivfunktion und zu einer Reduktion der Sturzrate auf die Hälfte.
Quelle:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/article/893646/sturzrisiko-krafttraining-nicht-genug.html
Kommentar & Ergänzung:
Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass oft an mehreren Faktoren gleichzeitig angesetzt werden sollte, um eine Verbesserung zu erreichen.
Beim Thema Sturzrisiko von Senioren gibt es über die erwähnten Punkte Kraft, Motorik und Kognition hinaus noch einen weiteren beachtenswerten Aspekt:
Schlafmittelkonsum erhöht das Sturzrisiko. Durch ihre muskelrelaxierende Wirkung und die zum Teil nachhaltig eingeschränkte Wachheit kann es zu verstärkter Gangunsicherheit kommen.
Siehe dazu:
Schlafmittel: Sturzrisiko auch mit Nicht–Benzodiazepinen
Pflanzliche Schlafmittel sind frei von diesem Risiko – sie steigern also das Sturzrisiko und damit das Risiko von Knochenbrüchen nicht.
Das macht sie zu einer Option in der Behandlung von Schlafstörungen, die nicht gering geschätzt werden sollte.
Siehe dazu:
Schlafstörungen – Senioren profitieren von pflanzlichen Schlafhilfen
Süchtig nach Schlafmitteln – Phytotherapie bietet gesunde Alternative
Phytotherapie bei Schlafstörungen
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