Bittere Aprikosenkerne enthalten einen verhältnismässig hohen Anteil an Amygdalin. Das cyanogene Glycosid Amygdalin spaltet während der Verdauung hochgiftige Blausäure ab.
Bittere Aprikosenkerne werden insbesondere zur alternativen Krebsbehandlung angepriesen, wobei dieser Einsatz in keiner Weise wissenschaftlich belegt ist und Amygdalin für die Krebstherapie als toxische Substanz ohne Effekte einzustufen ist.
Vom europäischen EFSA, vom deutschen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM und von Tox Info Suisse wurden schon mehrere Warnhinweise veröffentlicht.
Nach Angaben von Tox Info Suisse wird Verbrauchern dringend empfohlen, wenn überhaupt maximal ein bis zwei bittere Aprikosenkerne täglich zu essen oder besser ganz darauf zu verzichten.
Produkte mit Amygdalin oder seinen Abkömmlingen (Mandelonitril oder Amygdalonitril, Laetrile) haben in der Schweiz keine Zulassung und werden als bedenklich eingestuft. Dennoch werden sie seit einiger Zeit wieder verstärkt als alternatives Heilmittel für die Krebstherapie und zur Tumorprophylaxe beworben und eingesetzt – auch unter der irreführenden Bezeichnung „Vitamin B17“.
Literatur:
– EFSA: Aprikosenkerne bergen Risiko einer Cyanidvergiftung, 27.04.2016
– Tox Info Suisse: Gefahr durch bittere Aprikosenkerne: die Menge macht‘s, 12.02.2015
– BfArM Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Ausgabe 3 – September 2014
Quelle:
http://www.pharmavista.net/content/default.aspx?http://www.pharmavista.net/content/NewsMaker.aspx?ID=5098&NMID=5144&LANGID=2
Kommentar & Ergänzung:
Dass Krebskranke nach alternativen Behandlungsmethoden suchen ist gut nachvollziehbar. Dass sie dabei anfällig sind für Täuschungen, zeigt sich allerdings nur allzu oft. Das Internet überquellt von unseriösen Angeboten zur Krebsheilung, von denen jede garantierten Erfolg verspricht. Skepsis ist angebracht. Wenn die Versprechungen nur zu einem allerkleinsten Teil wahr wären, hätten wir keine Probleme mehr mit Krebserkrankungen.
Bittere Aprikosenkerne sind seit Jahren ein Renner in der alternativen Krebsheilerszene, obwohl es keinerlei fundierte Hinweise auf eine Wirksamkeit gibt. Man kann nur immer wieder dazu auffordern, nicht alles zu glauben, sondern Behauptungen kritisch zu prüfen – Fact checking heisst das ja neuerdings….
Rolf Thesen schreibt in der Pharmazeutischen Zeitung:
„Nach derzeitigem Kenntnisstand fehlen klinische Belege für die Wirksamkeit von Amygdalin in der Krebstherapie. Angebliche positive Belege von In-vitro-Zellexperimenten oder Tiermodellen sind für einen Wirksamkeitsnachweis nicht ausreichend, ebensowenig wie eine Vielzahl von Berichten über Einzelfälle und Fallserien mit angeblichen therapeutischen Erfolgen. Nur kontrollierte klinische Studien könnten diesen Nachweis erbringen. Die fehlen aber. Zudem gibt es eine Vielzahl von Berichten über erfolglose Behandlungen mit Amygdalin. Auch der häufig beworbene Nutzen von Amygdalin zur Krebsprophylaxe, etwa durch das Kauen von Aprikosenkernen, konnte nicht belegt werden.“
(http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=54542)
Eine gute Übersicht zum Stand des Wissens bietet ein Text im „Bulletin zur Arzneimittelsicherheit“ des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM):
http://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Bulletin/2014/3-2014.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Siehe auch:
Krebsmittel Amygdalin / „Vitamin B17“ – oft propagiert, aber unwirksam
Unsinnige Krebstherapie mit bitteren Aprikosenkernen
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