Verlagsbeschreibung
Begegnungen in einem widersprüchlichen Land
Russland: Land der Mythen, Projektionsfläche, Sehnsuchtsort und immer wieder auch Feindbild. Weltpolitisch stellten in den letzten Jahren die Annexion der Krim sowie Putins Eingreifen in der Syrienkrise auf Seiten Assads das internationale Machtgefüge auf die Probe, innenpolitisch herrschen Repression und eine anhaltende Wirtschaftskrise. Doch was bedeutet das für die Bevölkerung Russlands, die in Putins „gelenkter Demokratie“ lebt? Formiert sich politischer Widerstand, oder nimmt man den Status quo als gegeben hin? Wie unterschiedlich erleben Bewohner des städtischen und ländlichen Raums, im europäischen und im asiatischen Teil Russlands die Situation?
Carola Schneider, seit 2011 Auslandskorrespondentin des ORF in Moskau, zeigt in berührenden Porträts Innenansichten eines faszinierenden und zugleich widersprüchlichen Landes, das dem Westen immer noch fremd ist. Sie spricht mit Menschenrechtsaktivisten, Künstlern und kritischen Journalisten ebenso wie mit innovativen Käsebauern, Putin-treuen Jugendlichen und Befürwortern der Krim-Annexion. Schneiders Reportagen ergeben ein vielstimmiges, fein nuanciertes Bild Russlands, das von Widerstand und Resignation, Aufbruchstimmung und Regierungstreue erzählt. Bestellen bei Buchhaus.ch: Zum Shop
Zur Autorin Carola Schneider
In Bludenz / Vorarlberg geboren, schloss Carola Schneider 1996 ihr Dolmetsch- und Übersetzerstudium für die Sprachen Französisch und Russisch ab. Bis 2001 arbeitete sie in der Politikredaktion des ORF-Landesstudios Vorarlberg. Nach Stationen als Korrespondentin in Paris und Zürich wurde sie 2011 zur Leiterin des ORF -Korrespondentenbüros in Moskau bestellt. Neben der Tätigkeit für den ORF schreibt Carola Schneider als freie Autorin für mehrere Tageszeitungen, unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung.
Kommentar von Martin Koradi
Über weite Strecken fehlt in Mitteleuropa ein differenziertes Wissen über die Menschen und die Gesellschaft in Russland. Carola Schneider bietet mit ihren Portraits interessante Einblicke.
Sie stellt unter anderen folgende Menschen vor (aus dem Inhaltsverzeichnis):
– Ljudmila Alexejewa, Grand Dame der russischen Menschenrechtsbewegung, Moskau.
Zitat: „Eines Tages wird Russland ein demokratischer Rechtsstaat und zur europäischen Völkerfamilie gehören.“
– Wassilij Slonow, Künstler, Krasnojarsk, Sibirien.
Zitat: „Eine solche Konzentration an Ungerechtigkeit, Unglück und Lüge, wie es sie in Russland gibt, ist ohne Ironie und Selbstironie nicht zu ertragen.“
– Margarita Siangirowa, Journalistin, Omsk, Sibirien.
Zitat: „Russland ist anders. Hier hat es immer die Peitsche gegeben und das wird weiterhin so sein.“
– Alla und Alexander Rojenko, Bauern in Sibirien.
Zitat: „Es ist schon gut so, wie es ist.“
– Julia und Iwan Marjucha, junges Unternehmerpaar, Moskau.
Zitat: „In unserer Gesellschaft wird schon Kindern abgewöhnt, eine eigene Meinung zu haben.“
– Renat Dawletgildejew, Journalist, Moskau.
Zitat: „Ich möchte eines Tages in einem freien, vielfältigen und strahlenden Russland leben.“
– Makar Wichljanzew, Pro-Putin-Propagandabewegung, Moskau.
Zitat: „Alle haben auf Russland herabgesehen. Dann ist Putin gekommen und hat gesagt: Hier sind wir. Mit uns muss man wieder rechnen.“
– Jewgenij Repenkow, prorussischer Fussball-Manager, Krim.
Zitat: „Die Welt muss den Willen der Krim-Bevölkerung anerkennen. Punkt.“
– Sarina Ametowa, Krimtatarin, Menschenrechtlerin, Krim.
Zitat: „Man darf nicht einfach etwas wegnehmen, das einem nicht gehört. Die Krim gehört weder Russland noch der Ukraine, sondern uns, den Krimtataren.“
– Pavel Schelkow, Putin-Kritiker und Kämpfer gegen Willkür und Gesetzlosigkeit durch Beamte und Politiker, Moskau.
Zitat: „Für die Mächtigen sind wir, das Volk, wie ein Schwarm lästiger Insekten, die man vertreiben muss.“
– Jurij Fidelgolz, Pensionist und ehemaliger Gulag-Häftling.
Zitat: „Nationale Fragen sind bei uns wichtiger als alles andere. Etwas Gutes, Menschliches oder echte Hilfe für die Bevölkerung gibt es nicht.“
Das Buch „Mein Russland“ enthält mehr als diese 11 Stimmen. Mich selber haben die Aussagen der Krimtataren besonders interessiert. Die Krimtataren sind die indigene Bevölkerung auf der Krim. Allein schon ihre Existenz widerlegt die Kreml-Propaganda, wonach die Krim schon immer zu Russland gehört habe.
Carola Schneider schreibt souverän und differenziert. Das lässt sich auch gut beobachten in einem öffentlichen Gespräch, das Sie auf YouTube anschauen können.
Übersicht meiner eigenen gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde am Seminar für Integrative Phytotherapie in Winterthur (Schweiz) und Leiter von Kräuterwanderungen und Kräuterkursen.
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