Verlagsbeschreibung
Die Reichsbürger – das sind verführte Irre und böse Verführer, Sektierer, Rechtsradikale und Hetzer hinter konservativer Fassade. Sie alle glauben an eine Weltverschwörung gegen das deutsche Volk und bekämpfen diesen vermeintlichen Feind.
Der jüdische Autor und Regisseur Tobias Ginsburg begibt sich für dieses Buch undercover unter Reichsbürger. Er besucht quer durch Deutschland verschiedene Gruppierungen, wird Untertan eines Königreichs, macht mit bei Plänen zum Sturz der BRD GmbH und für ein germanisches Siedlungsprojekt in Russland. Er lernt gewaltbereite Neonazis und friedensbewegte Esoteriker kennen, aber auch Biedermänner, von denen manche heute für die AfD im Bundestag sitzen.
„Die Reise ins Reich“ ist Reportage, Sachbuch und aberwitzige Abenteuergeschichte zugleich. Sie liefert kuriose, komische und bedrückende Auskünfte über eine Bedrohung, die längst die Mitte der Gesellschaft erreicht hat. Bestellen bei Buchhaus.ch: Zum Shop
Aus einer Buchbesprechung
„Ein irrwitzig-wahnsinnig-komisches Buch über die weitverzweigte Sumpflandschaft der rechtsradikalen Reichsbürger. Tobias Ginsburg hat sich monatelang in ihrem ‚gemeinsamen Nest aus Menschenverachtung‘ aufgehalten und erzählt als Literat und Aufklärer von dieser wahrhaft bedrohlichen Szene.“
Günter Wallraff
Zitat aus: Die Reise ins Reich
„In gewisser Weise ist Reichsideologie nur der gute, alte Nazidreck, der es qua Verschwörungstheorie in andere Milieus geschafft hat. Wen sollte es da verwundern, dass er es auch in die AfD geschafft hat? Er musste sich hier auch gar nicht einschmuggeln. Er konnte mit grossem Trara einfach aufmarschieren.“
Zum Autor Tobias Ginsburg
Tobias Ginsburg, geboren 1986 in Hamburg, studierte Dramaturgie, Literaturwissenschaft und Philosophie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Ludwig-Maximilians Universität München. Seit seiner Studienzeit schreibt und inszeniert er Theaterstücke. Im Jahr 2007 debütierte er als Autor und Regisseur mit dem Stück Vergewaltigt. Danach war er als Dramaturg am Akademietheater, der Schauburg und in der freien Szene tätig. 2011 feierte sein Stück Nestbeschmutzung in der Reaktorhalle München Premiere. Den Jugendstückepreis 2015 erhielt das Theaterstück Weltenbrand, das er in Zusammenarbeit mit Daphne Ebner schrieb und an der Schauburg inszenierte. Es folgten weitere Arbeiten: Radikal. Monument der Verwesung im i-camp (2014), Goldland (2015) und im folgenden Jahr das Tanz- und Theaterprojekt Du und ich und das Meer dazwischen. Darüber hinaus war er 2016 Fellow des Hanse-Wissenschaftskollegs und ist Gründungsmitglied der Theatergruppe Fake to Pretend.
Kommentar von Martin Koradi
„Reichsbürger“ bestreiten die Existenz der Bundesrepublik Deutschland als legitimer und souveräner Staat und weigern sich mit dieser Begründung, unter anderem Steuern und Bußgelder zu zahlen oder Gerichtsbeschlüssen und Verwaltungsentscheidungen Folge zu leisten.
Die „Reichsbürgerbewegung“ ist sehr heterogen und umfasst verschiedenste Gruppierungen, aber auch reichlich verwirrte Geister und Verschwörungsmythologen. Teile der „Szene“ sind in den letzten Jahren zunehmend militant geworden. 2016 tötete ein Angehöriger der Szene bei einer durchgeführten Razzia durch Schüsse einen SEK-Polizisten.
Der Undercover-Bericht von Tobias Ginsburg bietet eindrückliche Einblicke in die Reichsbürgerszene und zeigt auch Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen im Umfeld von NPD, AfD und Pegida. Auch die absonderliche Faszination für den Autokraten Putin scheint immer wieder mal auf.
Für mich war beim Lesen des Buches interessant zu erfahren, wie stark die Reichsbürgerbewegung mit Esoterik und Alternativmedizin verknüpft ist.
Das Buch ist keine systematische Beschreibung der Reichsbürgerszene. Als Undercover-Reportage zeigt es aber deren Stimmungen und Charakteristiken gut nachvollziehbar auf.
Tobias Ginsburg sagt in einem Interview auf „Zeit online“:
„Relativ naiv reiste ich zunächst in eine kuriose Reichsbürgersekte, das berüchtigte ‚Königreich Deutschland’. Es dauerte aber nicht lange, um zu erkennen, dass hinter dem scheinbaren Irrsinn ein System steckt, das auf rechtsextremen Ideen fußt.“
Er hält die Reichsbürgerbewegung für gefährlich:
„Die unmittelbarste Gefahr geht sicherlich von labilen Menschen aus, die glauben, in Notwehr handeln zu müssen und sich und ihr Umfeld akut gefährden. Aber noch beunruhigender ist es, dass durch neurechte Bewegungen und die AfD derartige Wahnvorstellungen normalisiert werden und immer mehr Einzug ins Bürgertum halten. Das Unheimliche war ja, dass mich meine Reise vom Rand der Gesellschaft immer weiter in ihre Mitte geführt hat.“
Auf die Frage, was dagegen zu tun ist:
„Wir brauchen dringend eine Sensibilisierung für rechtsradikale Verschwörungstheorien. Die Gesellschaft muss lernen, was politische Meinung, rechte Gesinnung und Verschwörungstheorie unterscheidet. Man kann es den Leuten nicht ansehen. Wer einer Verschwörungstheorie anhängt, hat eben nicht immer eine kaputte Biografie und trägt eine komische Mütze. Er kann auch eine Krawatte tragen und erfolgreich sein.“
Quelle: https://www.zeit.de/hamburg/2018-09/elbvertiefung-17-09-2018
Übersicht meiner eigenen gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde am Seminar für Integrative Phytotherapie in Winterthur (Schweiz) und Leiter von Kräuterwanderungen und Kräuterkursen.
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