Eine neue, methodisch hochwertige Studie kommt zu einem positiven Schluss für die Wirksamkeit von individualisierter Homöopathie bei Versuchspersonen mit Schlafproblemen.
Da die Studie doppelblind, randomisiert und placebokontrolliert durchgeführt wurde, erfüllt sie wesentliche Qualitätskriterien klinischer Studien. Selbst der ehemalige Professor für Alternativmedizin Edzard Ernst, der viel Erfahrung in der Analyse von Studien hat, bekannte in seinem Blog, das er auf den ersten Blick bei dieser Studie keine Schwachpunkte finden kann.
Kein Wunder, dass die Studie in der „Homöopathie-Szene“ als der lang ersehnte und bisher nicht erbrachte Beleg für die Wirksamkeit der Homöopathie begeistert kommentiert und weitergereicht wird.
Hier die Originalstudie:
James Michael, Subhas Singh, Satarupa Sadhukhan, Arunava Nath, Nivedita Kundu, Nitin Magotra, Susmit Dutta, Maneet Parewa, Munmun Koley, Subhranil Saha: Efficacy of individualized homeopathic treatment of insomnia: Double-blind, randomized, placebo-controlled clinical trial. In: Complementary Therapies in Medicine Volume 43, April 2019, Pages 53-59.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S096522991830829X?via%3Dihub
Genau unter die Lupe genommen wurde die Studie dann von Norbert Aust in seinem Blog.
Auch Aust stellt fest:
„Nach den üblichen Kriterien zur Gütebewertung ist an der Studie….nichts auszusetzen. Daher auch der Stoßseufzer von Edzard Ernst, dass er an der Studie nichts zu kritisieren fand.
Und dennoch liefert die Studie keinen Beleg für die Überlegenheit der Homöopathie über Placebo, denn das positive Ergebnis kommt nicht durch einen Bias in den obigen Kriterien zustande, sondern durch einen recht subtilen Trick in der statistischen Auswertung.“
Wer’s genau wissen will, findet die Besprechung von Norbert Aust hier.
Das ist ein Bespiel dafür, wie komplex die Beurteilung von Studien oft ist. Und das gilt natürlich nicht nur für Homöopathie-Studien, sondern genauso für Studien aus Medizin, Phytotherapie und vielen anderen Bereichen.
Die Bewertung von Studien braucht Erfahrung und Know-how
Wenn es also irgendwo heisst, „eine Studie hat bewiesen dass……“, sollte man das nicht fraglos für bare Münze nehmen, sondern zuerst die Qualität der Studie unter die Lupe nehmen.
Dazu braucht es oft Fachleute mit Erfahrung und Know-how bezüglich der Bewertung von Studien.
Zudem gibt eine einzelne Studie noch nicht viel Gewissheit. Deshalb werden zu bestimmten Themen Metastudien erstellt. Sie kombinieren eine Vielzahl von Studien zu einer Zusammenschau. Die Ergebnisse von bereits vorliegenden Studien zu einem bestimmten Arzneimittel werden also verglichen und als Gesamtheit ausgewertet. So lassen sich Schwächen einzelner Studien ausgleichen und widersprüchliche Resultate gewichten. Als größter Herausgeber von systematischen Übersichtsarbeiten in der Medizin gilt die Cochrane Collaboration.
Hier finden Sie einen ausführlicheren Beitrag von mir zum Thema Forschung in der Phytotherapie.