In wirtschaftlich harten Zeiten vertrauen viele Menschen gerne starken Führern, wie das Beispiel von Russland unter dem Autokraten Wladimir Putin zeigt. Diese Strategie geht aber offenbar nicht auf. Australische Wissenschaftler haben die ökonomischen Erfolge von Diktatoren zwischen 1858 und 2010 untersucht und die Ergebnisse in „Leadership Quarterly“ publiziert. Sie haben dabei festgestellt, dass es keinen Zusammenhang zwischen autokratischer Führung und wirtschaftlichem Wachstum gibt. Im Gegenteil zeigte sich, dass autoritäre Figuren häufiger an der Spitze schwacher Ökonomien stehen.
Quelle: NZZ am Sonntag, 28. Juli 2019
Kommentar & Ergänzung:
Die Originalarbeit kommt zum Schluss:
„Taken together, our results cast serious doubt on the benevolent autocrat hypothesis.“
Quelle:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1048984317308093
https://doi.org/10.1016/j.leaqua.2019.06.003
Autokraten zeigen eine starke Neigung, Familienangehörige, Freunde und Unterstützer wirtschaftlich zu begünstigen. Das schadet der Wirtschaft. Ein Beispiel dafür ist Viktor Orbán in Ungarn.
Autokraten neigen zu Korruption, indem sie einen Kreis von Oligarchen um sich scharen und begünstigen, von dem sie wiederum Zuwendungen bekommen. Das schadet der Wirtschaft. Ein Beispiel dafür ist Wladimir Putin in Russland.
Autokraten neigen dazu, ihre wirtschaftspolitischen und ökonomischen Fähigkeiten zu überschätzen und sich in Prozesse einzumischen, von denen sie zu wenig verstehen, ohne dass sie Kritikern und politischen Kontrahenten in Frage gestellt werden. Das schadet der Wirtschaft. Ein Beispiel dafür ist Recep Tayyip Erdoğan in der Türkei.
Und was geht uns das an? Autokraten reiten die Wirtschaft in den Abgrund.
Leider gibt es auch in der Schweiz Leute, die Autokraten wie Trump, Orbán und Putin anhimmeln, darunter insbesondere auch Exponenten der SVP, in Deutschland Exponenten der AfD, in Österreich Exponenten der FPÖ.
Wir sollten keine Freunde von Autokraten wählen. Keine. Nirgendwo.
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