Peter Pomerantsev schildert aus eigener Anschauung mit eindrücklichen Anekdoten und Geschichten die Propagandawelt der Medien in Russland. Er fördert damit das Verständnis für Polittechnologien, die sich in vielen Teilen der Welt auszubreiten scheinen.
Verlagsbeschreibung
Eine rasante Achterbahnfahrt durch das neue Russland.
In einer großartigen Mischung aus Reportage und Erinnerung schildert der britische Fernsehproduzent und Autor Peter Pomerantsev seine Erfahrungen aus neun Jahren Leben und Arbeiten in Moskau. Putins Russland erscheint als Realityshow, die völlig der Regie des Kremls gehorcht. Die Medien verbreiten glitzernden Unsinn oder Unwahrheiten im Dienste der Staatspropaganda, die Politik gründet auf Lügen, und das Justizsystem beugt sich den Vorgaben der Herrschenden. Pomerantsev zeichnet sein brennend scharfes Porträt Russlands nach dem Ende der Sowjetzeit mithilfe eindringlicher Anekdoten und Geschichten: von den jungen, Golddigger genannten Frauen auf der Suche nach dem Glück bei neureichen Männern, von Polittechnologen und zynischen TV-Moderatoren, von dem Gangster, der Filme dreht und sich als nächsten Steven Spielberg sieht, den russischen Hells Angels, die sich zu heiligen Kriegern stilisieren, von verlorenen jungen Leuten, die sich Sekten in den Arm werfen, dem Anwalt, der im Gefängnis zugrunde geht. Eine bittere Anklage erzählt als nachtschwarze Gesellschaftskomödie.
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Aus Buchbesprechungen
„Eindringlich und respektlos, in höchst plastischer Sprache, bahnt der Brite Schneisen durch das moderne Russland.“
Süddeutsche Zeitung, Renate Nimtz-Köster, 01.12.2015
„«Nichts ist wahr und alles ist möglich»: So heisst das spektakuläre Russland-Buch von Peter Pomerantsev, das im Jahr 2015 erschienen ist. Es beschreibt aus der Perspektive des Autors, eines russischstämmigen Engländers, der von 2001 bis 2010 in Moskau als TV-Produzent gearbeitet hat, wie in Russland die erste «postmoderne Diktatur» entstanden ist.
Das Machtsystem der Putin-Oligarchie beruht weniger auf brutaler Gewalt und totalitärer Zensur – auch wenn die russischen Sicherheitsdienste die klassischen Methoden weiterhin draufhaben und bekanntlich auch zur Anwendung bringen. Vielmehr ist die strikte Kontrolle des Mediensystems durch den Machtapparat entscheidend, der mit Politentertainment, Realityshows und allen Arten offensiver Verblödungsstrategien eine Tyrannei des Frivolen errichtet hat, in deren Schutz ein praktisch unbegrenztes Mass an Zynismus und Machtmissbrauch gedeihen kann.
2015 erschien Pomerantsevs Buch noch wie ein exotischer Bericht aus einem fernen, allen westlichen Zivilisationsstandards hoffnungslos entfremdeten Land. Heute liest es sich in grossen Teilen wie das Playbook dessen, was anderenorts noch kommen würde: eine erstaunlich vorausschauende Analyse der amerikanischen, osteuropäischen, ja europäischen Politik. Die «postmoderne Diktatur» droht uns einzuholen. Sie wird von Putin aggressiv exportiert – und sie fällt im Westen überall auf extrem fruchtbaren Boden.“
Daniel Binswanger im Magazin „Republik“, 27. 10. 2018
“Pomerantsevs Buch beleuchtet verborgene Aspekte der postmodernen Mediendiktatur in Russland und bringt einen auf neue Gedanken. Das ist nicht wenig.“
Sonja Margolina in «Welt», 19. 10. 2015
Zum Autor Peter Pomerantsev
Peter Pomerantsev, ist ein russischstämmiger britischer TV-Produzent und Autor. Er hat zehn Jahre in Russland gearbeitet; inzwischen lebt er wieder in London. Er ist regelmäßiger Beiträger für Newsweek und London Review of Books.
Kommentar von Martin Koradi
Peter Pomerantsev hat die Medien in Russland inwendig kennengelernt. Sein Bericht zeigt eindrücklich und detailliert, wie der Propagandakrieg des Kremls gegen aussen und die Desinformation nach innen aufgebaut sind. Putin-Anhänger im Westen werden das Buch kaum lesen. Es könnte ihnen zeigen, dass der ehemalige KGB-Offizier mit seiner Oligarchen-Clique für keinerlei Probleme ein Heilsbringer ist.
Das Buch ist flüssig geschrieben und enthält viele interessante und informative Passagen, so zum Beispiel eine Schilderung des Staatssenders Russia Today (heute RT), einer Propagandaschleuder ersten Ranges.
«Nichts ist wahr und alles ist möglich» ist kein Sachbuch, sondern ein informativer Erlebnisbericht. 2015 erschienen, hat es sich wie als Vorschau auf die heutige Zeit erwiesen. Einige Phänomene und Haltungen, die Pomerantsev für das Russland des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts beschreibt, scheinen sich weltweit auszubreiten, zum Beispiel mit der Präsidentschaft von Donald Trump.
Übersicht meiner eigenen gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde am Seminar für Integrative Phytotherapie in Winterthur (Schweiz) und Leiter von Kräuterwanderungen und Kräuterkursen.
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