Eigenbluttherapien sind bei Prominenten wie zum Beispiel Madonna groß in Mode. Die VIPs hoffen auf rascher Heilung nach Sportverletzungen, auf Hilfe bei Haarausfall oder wollen den Alterungsvorgang bremsen. Das kostet viel Geld, aber jede Schlagzeile über angeblich verjüngte Berühmtheiten mit Eigenbluttherapie verschafft Ärzten neue Kundschaft – TV-Sternchen sind die besten Werbeträger. Die Eigenbluttherapie ist jedoch höchst fragwürdig.
Eigenbluttherapie – viele unterschiedliche Varianten
Für die Eigenbluttherapie werden wenige Tropfen bis mehrere hundert Milliliter Blut abgenommen und danach speziell behandelt. Beliebt für diese Zusatzbehandlung sind UV-Licht, Ozon, homöopathische Präparate oder Nosoden. Anschliessend wird das Blut wieder in den Kreislauf zurückgeleitet, manchmal jedoch auch in den Muskel gespritzt oder zum Einnehmen gegeben.
Plättchenreiches Plasma aus Vollblut wird teilweise in der Orthopädie oder Kieferchirurgie eingesetzt, um das Knochenwachstum zu verbessern. Nur schon die Heterogenität der verschiedenen Methoden ist fragwürdig.
Doch wie sieht es mit der Studienlage aus?
Studien zur Eigenbluttherapie bei Sehnenreizungen
Experten vom IGeL-Monitor fanden für die Eigenbluttherapie keinen Nutzen, der über eine Vergleichstherapie hinausgeht. Zu diesem Schluss kamen sie nach der mehrfachen Analyse der wissenschaftlichen Literatur, insbesondere der Übersichtsanalysen.
Die positiven Resultate einzelner, nicht aussagekräftiger Studien genügen für die Fachleute nicht für einen Nutzenbeleg. Zwar stiessen sie nicht auf Nebenwirkungen, die über eine Vergleichstherapie hinausgehen. Solche Interventionen seien jedoch generell mit einem Risiko verbunden, etwa aufgrund von Verunreinigungen oder kritischen Veränderungen des Bluts außerhalb des Körpers, erklären die Forscher.
Zu einem ähnlich vernichtenden Resultat kamen Wissenschaftler von Cochrane Österreich. „Aufgrund lediglich drei vorliegender RCTs, wovon zwei methodisch schlecht durchgeführt waren und einer nur eine sehr kleine PatientInnenanzahl inkludierte, ist die Stärke der Evidenz unzureichend, um eine Aussage über die Wirksamkeit von Eigenblutinjektionen bezüglich der Reduktion von Schmerzen bei Epikondylitis radialis zu tätigen“, schreiben sie als Schlussfolgerung.
Plättchenreiches Plasma überzeugt nicht
Mit plättchenreichem Plasma (Platelet Rich Plasma oder PRP) arbeiten nicht zuletzt Orthopäden, Chirurgen oder Kieferchirurgen Es wird mittels Zentrifugation aus Vollblut hergestellt und dann gespritzt oder in Kavitäten des Kieferknochens gegeben – als mögliche Quelle von Wachstumsfaktoren.
Bei Rupturen der Achillessehne zeigte sich PRP als völlig nutzlos. Bei Arthrose kommen zu mindestens Hinweise vor auf eine stärkere Schmerzlinderung und eine stärkere Verbesserung von Funktionen unter PRP, im Vergleich zu Kochsalzlösung.
Deutlich schlechter sieht die Datenlage beim Aufbau von Knochensubstanz mit PRP aus (Knochenaugmentationen). Von den betrachteten Studien zeigte sich nur bei einer ein signifikanter Unterschied in der Knochenaugmentation zugunsten der zusätzlichen Anwendung von PRP, während vier Studien keinen signifikanten Vorteil aufzeigten.
Quelle:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/24846-eigenbluttherapie-kein-tropfen-evidenz?utm_source=DC-Newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=Newsletter-DE-DocCheck%20News%2020.06%20(Freitag)-2020-02-07&utm_content=asset&utm_term=article
https://ebminfo.at/antwortdokumente/orthopaedie_2014_01_Epikondylitis_Eigenblutinjektion.pdf
Kommentar & Ergänzung:
Uns wird unheimlich viel Unsinniges und Überflüssiges verkauft. Darum ist es wichtig, dass Verfahren wissenschaftlich auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Und es ist wichtig, dass Konsumentinnen und Konsumenten wissen, wie sie sinnvolle Methoden von «Schrott» unterscheiden können. Das gilt auch für die Bereiche Naturheilkunde, Komplementärmedizin und Alternativmedizin.
Wie sich die Spreu vom Weizen unterscheiden lässt, das ist auch ein Thema in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.