Das Alpen-Edelweiss (Leontopodium nivale) gilt als Symbol der Alpen. Erstaunlicherweise sticht es dabei weit auffälligere Arten wie Enzian oder Alpenrose aus. Zudem stammt es ursprünglich nicht einmal aus den Alpen. Es ist nach der letzten eiszeitlichen Kaltzeit eingewandert aus den Hochsteppen Zentralasiens. Viele Edelweiss-Arten sind im tibetischen Hochland zuhause. Seine Karriere als Symbol der Alpinisten und Bergsteiger startete das bei uns eingewanderte Alpen-Edelweiss erst am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem aufkommenden Bergtourismus.
Es gibt aber auch Berichte über die Verwendung der Pflanze in der Volksmedizin und neuere Forschungen zur Anwendung in der Kosmetik. Die «Freunde des Botanischen Gartens Zürich» schreiben dazu in ihrem «Gartenbrief» (Juli 2011):
«Seit dem 19. Jahrhundert wird das Edelweiss in der Volksmedizin bei Mensch und Tier gegen Bauchschmerzen, Halsschmerzen, Bronchitis, Durchfall oder Ruhr verwendet.
Neuere Forschungen konnten die antibakteriellen Eigenschaften des Edelweiss beweisen, die man nutzt, um zahlreiche Krankheitserreger zu bekämpfen. Seine entzündungshemmende Wirkung verdankt es mehreren Wirkstoffen. Der Gehalt an Chlorogensäure, die man auch in Apfelkernen findet, verleiht dem Edelweiss seine antioxidativen Eigenschaften. Vor kurzem wurde eine neue Komponente isoliert: die Edelweisssäure, ebenfalls ein Antioxidans, das bisher nur im Edelweiss nachgewiesen wurde. Wie man seit neuestem weiss, dienen diese Stoffe als Hautschutz und zur Verjüngung der Haut. So hat auch die Kosmetikbranche das Edelweiss für sich entdeckt und nutzt es seit einiger Zeit vielfältig.»
Kommentar zu «Alpen-Edelweiss als Heilpflanze»:
Heute braucht wohl bei uns niemand mehr Alpen-Edelweiss als Heilpflanze. Für alle möglichen Anwendungsgebiete gibt es Heilpflanzen, die nicht unter Naturschutz stehen. Dass die Kosmetik-Industrie stark am Edelweiss interessiert ist, hängt vor allem damit zusammen, dass sich Produkte mit dem Mythos Edelweiss gut vermarken lassen. Die antioxidativen Wirkungen der Edelweiss-Inhaltsstoffe sind zwar interessant. Solche Eigenschaften finden sich aber in vielen Pflanzen (zum Beispiel in den erwähnten Apfelkernen), die für die Vermarktung zu banal sind.
Alpen-Edelweiss wächst übrigens nicht nur an steilen Felswänden, sondern auch in alpinen Rasen an vollkommen flachen Stellen, manchmal auch direkt am Wegrand.
Wer Edelweiss in der Natur sehen möchte, hat dazu Gelegenheit in der Kräuterwander-Woche an der Lenk im Simmental:
https://phytotherapie-seminare.ch/produkt/kraeuterwanderungen-lenk-berner-oberland/
Oder auf der Kräuterwanderung in Melchsee-Frutt:
https://phytotherapie-seminare.ch/produkt/kraeuterwanderung-alpenflora-melchsee-frutt-obwalden/
Hier noch ein schönes Edelweiss-Foto aus einer Kräuterwanderung:
https://phytotherapie-seminare.ch/wp-content/uploads/2020/03/Edelweiss-2.jpg