Kurkuma: Die Inder schwören auf das gelbe Gewürz und schreiben ihm heilende Kräfte zu. Kurkuma soll vor Krebs schützen und auch dafür sorgen, dass die Alzheimer-Krankheit in Indien weniger verbreitet ist. Wie sich seine Wirkung noch optimieren lässt, das untersucht Dr. Jan Frank von der Universität Hohenheim in Kooperation mit vier weiteren Forschern und fünf Industriepartnern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Verbundforschung mit rund 1,5 Mio. Euro.
Sekundäre Pflanzenstoffe, die für die Farbe, den Geschmack und den Duft einer Pflanze sorgen, machen sie für den Menschen erst ansehnlich und schmackhaft. Sie sind aber nicht das Wichtigste für uns Menschen. Denn pflanzliche Nahrung liefert dem Körper in erster Linie Nähr- und Mineralstoffe sowie Vitamine. Im Gegensatz zu diesen primären Stoffen nimmt unser Organismus sekundäre Pflanzenstoffe nur zu einem kleinen Teil auf und scheidet sie rasch wieder aus.
Gesundheitsfördernde Wirkung
Nicht selten haben jedoch gerade diese Substanzen – neudeutsch Nutraceuticals – eine gesundheitsfördernde Wirkung. „Der Organismus erkennt sie aber als körperfremd und versucht sie gleich wieder loszuwerden“, erläutert Dr. Jan Frank vom Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft der Universität Hohenheim. „Daher arbeiten wir an Strategien, wie wir den Körper überlisten können, damit er die Stoffe stärker aufnimmt oder weniger schnell wieder ausscheidet.“
Das Kurkuma-Gewürz ist ein wichtiger Bestandteil von Curry-Mischungen. Ihm werden gleich fünf gesunde Wirkungen zugeschrieben: Es reduziert den Cholesterinspiegel, wirkt antioxidativ und ist gut gegen Entzündungen. Außerdem soll Kurkuma Krebserkrankungen hemmen. Und weil es altersbedingte Veränderungen im Gehirn verlangsamt, könnte es das Risiko vermindern, an Alzheimer zu erkranken.
Genau diese Eigenschaften des Curcumins (gelber Farbstoff aus dem Kurkuma-Gewürz) überprüfen Dr. Frank und vier Forscher zusammen mit fünf Industriepartnern. Das Thema „Gesundes Altern und Prävention altersabhängiger Demenzen“ untersucht PD Dr. Gunter Eckert von der Universität Frankfurt und die Professoren Gerald Rimbach und Tilman Grune an den Universitäten Kiel und Jena.
Curcumin
Dr. Eckert erforscht, inwiefern sich durch Curcumin altersbedingte Veränderungen von Gehirnzellen bremsen lassen. Prof. Dr. Rimbach bearbeitet die Frage, ob die schützende Wirkung des Curcumins von der persönlichen genetischen Ausstattung abhängig ist. Prof. Dr. Grune untersucht, wie Fresszellen im Gehirn durch Curcumin aktiviert werden und an der Beseitigung von beschädigten Zellbestandteilen mitwirken können. Den vierten Wissenschaftler, Dr. Jakob Weißenberger von der Uniklinik Frankfurt, beschäftigt die Frage, wie Curcumin das Wachstum von Gehirntumoren vermindert.
Dr. Frank untersucht die Transportwege in den Organismus hinein. Die Frage sei, wie wir wertvolle Nutraceuticals in den Organismus bringen und dafür sorgen können, dass sie dort lange genug verbleiben, um sich günstig auf die Gesundheit auszuwirken. Curcumin ist dabei die Modellsubstanz, denn es ist für seine geringe Bioverfügbarkeit bekannt. Bei Menschen, sagt Dr. Frank, fand man selbst nach der Einnahme von 12 Gramm Curcumin in Kapselform keine messbaren Mengen des Stoffes im Blut.
Dr. Frank koordiniert das Gesamtprojekt und verfolgt zwei grundlegende Strategien: Tarnen oder Ablenken. Beim Tarnen werden die Nutraceuticals verpackt. Dabei werden zwei Verpackungsmethoden erforscht: mit Mizellen und Mikrosinaten.
Mizellen befinden sich im Darm und dienen als Transportvehikel für die Aufnahme fettlöslicher Nährstoffe. Deren Funktion lassen sich mit künstlichen, sogenannten Produktmizellen imitieren.
Die andere Verpackungsmethode, Mikrosinate, sind poröse Trägerstoffe. Werden Nutraceuticals auf sie aufgebracht, steigert das ihre Löslichkeit und sie gelangen leichter in den Organismus.
Bei der zweiten Strategie geht es um Ablenkung: Dem Körper werden andere Stoffe angeboten, die er verstoffwechseln muss. Er wird quasi mit anderen Stoffen beschäftigt, was den Abbau und die Ausscheidung der Zielsubstanz Curcumin hemmen soll.
Forschungsziel: Nahrung mit Gesundheitswirkung
Die neuen Trägersysteme sollen im Verlauf des Projektes noch entwickelt werden. Führen sie zu einer verbesserten Bioverfügbarkeit der enthaltenen Wirkstoffe, sollen sie schließlich in Getränken, Fruchtsmoothies und Backwaren zur Anwendung kommen.
Ziel des Projektes ist es, Nahrung mit Mehrwert zu produzieren – funktionelle Lebensmittel mit einem zusätzlichen Gesundheitsnutzen für Konsumentinnen und Konsumenten. Bis zur Marktreife solcher funktionellen Lebensmittel ist aber noch viel Arbeit nötig. Zu testen ist noch, ob die Bioverfügbarkeit von Nutraceuticals bei jungen und alten Menschen, aber auch zwischen Männern und Frauen unterschiedlich ist. Die optimierte Wirkung der neuen funktionellen Lebensmittel im Vergleich zu herkömmlichen Curcumin-haltigen Lebensmitteln soll in einer Humanstudie untersucht werden.
http://www.journalmed.de/newsview.php?id=32438
Zum Projekt: http://www.nutrition-research.de
Kommentar & Ergänzung: Curcumin gegen Alzheimer & Krebs
Curcumin ist ein sehr interessanter Naturstoff aus der Gelbwurzel (Kurkuma, Curcuma domestica) und der Javanischen Gelbwurz (Curcuma xanthorrhiza). Curcumin wird intensiv erforscht und zeigt im Labor Effekte gegen Krebszellen. Seither wird Curcumin als Wundermittel gegen Krebs propagiert und vermarktet. Dabei wird aber wie so oft ausgeblendet, dass Wirkungen aus dem Labor nicht einfach auf einen lebendigen Organismus übertragen werden können. Von Curcumin ist jedenfalls schon lange bekannt, dass es nur in geringen Mengen in den Körper aufgenommen wird. Das bestätigt Dr. Frank mit der Angabe, dass auch nach der Einnahme von 12 g Curcumin keine messbare Menge der Substanz im Blut gefunden wurde.
Ich weiss noch nicht so recht, was ich von dem Projekt halten soll, Curcumin in einer besser resorbierbaren Form Lebensmitteln beizumischen. Vielleicht hat der Organismus ja auch gute „Gründe“ dafür, dass er die Substanz nicht aufnimmt.
Und ausserdem bin ich ziemlich skeptisch, wenn Lebensmittel allzu penetrant mit Gesundheit und Heilungsversprechungen aufgeladen werden.
Siehe auch:
Kurkuma als Leberschutz untersucht
Curcumin aus Gelbwurz: Antibiotikum und Schutzfaktor gegen Darmkrebs?
Curcumin: Curry-Inhaltsstoff zeigt Antikrebswirkung im Labortest
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
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