Bewegung mache fit und schaffe einen erholsamen Ausgleich zum Arbeitsalltag. Doch mancher stürze sich zu schnell in die sportliche Aktivität und riskiere dabei Muskelkater und Verletzungen. Das schreibt die Zeitschrift Oeko-Test, und fährt fort:
„Jährlich ereignen sich in Deutschland etwa 1,5 Millionen Sportverletzungen: Prellungen, Blutergüsse, Verstauchungen, Sehnenzerrungen, Bänderrisse. Bei leichteren Fällen versprechen diverse Gele und Salben Abhilfe. Aber tun sie das auch wirklich? In unserem Test finden Sie die Antwort.“
Wer sich als Sportler etwas Gutes tun wolle, der nehme sich vor dem Training Zeit zum Aufwärmen und Dehnen der Muskeln. Lockerungsübungen oder ein fünf- bis zehnminütiges Warming-up, anschließend vorsichtige Dehnübungen, bei denen die Dehnung lange gehalten wird, empfiehlt Oeko-Test den Sportlerinnen und Sportlern. So vorbereitet, sinke das Risiko, sich beim Sport zu verletzen.
Doch wer springe, laufe oder um den Ball kämpfe, der könne sich natürlich immer eine Prellung, eine Verstauchung, einen Bluterguss oder eine Sehnenzerrung einhandeln. Im Falle eines Falles greife man dann gerne einmal zu Sportlersalben oder Sportlergelen.
Etliche dieser Gele wirken kühlend. Zahlreiche Produkte werden jedoch gleichzeitig zur Anwendung bei Rheuma empfohlen und enthalten wärmende Substanzen. Diese können später dazu beitragen, den Stoffwechsel und damit die Heilung zu beschleunigen.
ÖKO-TEST liess 25 Salben, Gele und Lösungen in Laboren untersuchen und begutachten.
Das Testresultat
Nur zwei Produkte erhielten die Bestnote „sehr gut“. Dahinter folgt ein breites Mittelfeld mit „befriedigenden“ Produkten, sechs Arzneimittel landen am Schluss im roten Bereich.
Als geeignete Wirkstoffe mit einer belegten Wirksamkeit gelten in diesem Test die „nicht steroidalen Antirheumatika“ (NSAR). Nicht steroidal heißen sie, um sie von kortisonhaltigen Arzneimitteln zu unterscheiden. Zu den NSAR zählen Salicylsäurederivate, Felbinac, Ketoprofen, Ibuprofen, Diclofenac, Indometacin, Etofenamat und Piroxicam. NSAR besitzen nachgewiesenermaßen eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung. Als Heilpflanzen-Präparat mit einem Beinwellwurzelextrakt stuft Oeko-Test auch die Wirksamkeit der Kytta-Salbe f als belegt ein.
Kritisiert werden die halogenorganischen NSAR Diclofenac und Indometacin: Es existieren gleichwertige Wirkstoffe ohne Halogene. Piroxicam kann bei oraler Einnahme Magen-Darm- und Hautschäden auslösen. Auch bei großflächigem Einsatz auf der Haut über einen längeren Zeitraum sind solche Nebenwirkungen möglich. Ebenfalls kritisiert wird Salicylsäure, weil sie die Hautkomponente Keratin auflöst. Dieser Effekt ist bei Sportverletzungen nicht sinnvoll.
Capsaicin
Mehrere Präparate enthalten den Wirkstoff des Cayennepfeffers, Capsaicin oder eine Abwandlung davon, nämlich Nonivamid. Beide Substanzen erweitern die Blutgefäße und wirken schmerzlindernd. Weil es hierzu aber überwiegend Studien zu Rheuma gibt, gilt die Wirksamkeit bei sportbedingten Verletzungen und Verspannungen als nur zum Teil belegt.
Durchblutungsfördernd wirke auch Propylnicotinat in der Elacur Hot, 2%, Creme, schreibt Oeko-Test. Für das Anwendungsgebiet „degenerative Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises“ fanden die Tester jedoch keine Wirksamkeitsbelege. Mehr als ein kühlender Effekt beim Auftragen sei auch nicht von den Arzneimitteln zu erwarten, die auf ätherischen Ölen basieren (Rheuma- und Schmerzsalbe Winthrop, Klosterfrau Mobilind Franzbranntwein Menthol, Lösung).
Die Kombination von Wirkstoffen sei oft überflüssig und steigere die Gefahr von Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Mitteln. Ein therapeutischer Vorteil solcher Kombinationen sei außerdem nicht belegt. Ein guter Wirkstoff genüge in der Regel. Das schmerzstillende Diethylaminsalicylat mit dem für Venenbeschwerden geeigneten Aescin zu kombinieren (Reparil-Gel N), sei nicht sinnvoll.
Zu den umstrittenen Hilfsstoffen zählen die PEG/PEG-Derivate, das Terpen Delta-3-Caren sowie das aggressive Tensid Natriumlaurylsulfat, welches Haut und Schleimhäute reizen kann. Delta-3-Caren zählt zu den starken Allergenen. PEG/PEG-Derivate können die Durchlässigkeit der Haut für Fremdstoffe erhöhen.
Für Duftstoffallergiker kann das als Duftstoff in der Kytta Salbe ff enthaltene Hydroxycitronellal problematisch sein.
Quelle:
http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=97297;bernr=06
Kommentar & Ergänzung: Kytta-Salbe
Interessant ist, dass die Beinwellwurzel in Form von Kytta-Salbe in letzter Zeit immer wieder quasi auf Augenhöhe mit Salben bzw. Gelen auf der Basis von NSAR (z. B. Diclofenac) genannt wird. Das dürfte damit zu tun haben, dass Kytta zum Merck Konzern gehört, der offenbar beträchtliche Summen in die Forschung mit Beinwell bzw. der Kytta-Salbe steckt.
Zu Beinwellsalbe und Diclofenac-Gel siehe auch:
Entzündungshemmer Diclofenac mit ökologischen Nebenwirkungen
Beinwell-Salbe lindert Verspannung in Schulter und Nacken
Beinwell: Rasche Wirkung gegen Rückenschmerzen
Voltaren-Gel versus Beinwell-Salbe
Sprunggelenksverletzung: Beinwellwurzel wirksamer als Diclofenac
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
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