Das Vulkanmineral Zeolith wird seit einiger Zeit als Wundermittel gegen Krebs propagiert. Und wie das für Wundermittel typisch ist, soll Zeolith unzählige schwere und gefährliche Krankheiten heilen. Das allen ist schon Grund zu kritischem Nachfragen.
Siehe: Komplementärmedizin: Indikationslyrik unter die Lupe nehmen
Sehr unkritisch beteiligte sich kürzlich die Boulevard-Zeitung „Kurier“ an der Zeolith-Propaganda.
Zitat:
„Das Geheimnis des Vulkanminerals wird erklärt mit dem präzisen, mikroporösen Aufbau, durch den sich pro Gramm eine unglaubliche innere Oberfläche von etwa 1000 Quadratmetern ergibt. Dadurch ließen sich viele Schadstoffe auffangen, sind manche Mediziner überzeugt. Der Körper werde damit rasch entgiftet, wird berichtet.“
Da stellen sich gleich mehrere Fragen:
1. „Wird berichtet“ ist eine sehr schwache „Argumentation“. Quellen? Wer? Wo?
2. Aktivkohle hat auch einen mikroporösen Aufbau mit einer enormen inneren Oberfläche. Wirkt also auch Aktivkohle?
Wikipedia zu Aktivkohle: „Die innere Oberfläche beträgt zwischen 300 und 2000 m²/g Kohle“.
3. Wie „weiss“ Zeolith, welche Stoffe es als Schadstoffe eliminieren soll, und welche Stoffe für den Organismus lebenswichtig sind? Von Aktivkohle ist nämlich bekannt, dass sie auch nützliche Stoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Medikamente etc. binden kann.
Ganz abgesehen davon gibt es bis heute keinen einzigen Beleg dafür, dass Zeolith bei Tumorerkrankungen wirksam ist. Hunderte von Substanzen werden als ultimative Heilmittel gegen Krebs propagiert und als der grosse Durchbruch bejubelt. Allein schon diese Tatsache sollte eigentlich zu denken geben. Wenn gegen eine Krankheit unzählige Wundermittel empfohlen werden, spricht dies nicht für diese Wundermittel sondern eher dafür, dass die Krankheit bedrohlich und / oder schwierig zu behandeln ist.
Wunderversprechungen sind dann eher ein Mittel gegen Ohnmacht. Sie lenken ab von der Fragilität und Bedrohtheit der menschlichen Existenz. Mit dieser Fragilität und Bedrohtheit umgehen zu lernen, wäre die eigentliche Aufgabe für das einzelne Individuum und für die Gesellschaft.
Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse
Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:
Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch
Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch