So viele Anlässe wie noch nie erwarteten am vergangenen Wochenende die interessierten Besucher am Internationalen Zugvogeltag EuroBirdwatch 2011. Das Angebot der lokalen Sektionen des Schweizer Vogelschutzes SVS / BirdLife Schweiz wurde ausgiebig genutzt: An den insgesamt 65 Beobachtungs- und Informationsständen in der ganzen Schweiz fanden sich insgesamt 5’382 Personen ein, um sich vom Phänomen Vogelzug begeistern zu lassen.
Die Fachleute der lokalen Sektionen des SVS / BirdLife Schweiz zählten am Wochenende insgesamt 59’555 Zugvögel, darunter zahlreiche Schwarmzieher wie der Buchfink oder der Star (20’328 bzw. 4’817 beobachtete Vögel). Aber auch Einzelzieher wie der Gartenrotschwanz wurden beobachtet. Er zählt zu den Vogelarten, die vom SVS / BirdLife Schweiz mit spezifischen Projekten gefördert werden. Sein Bestandesrückgang seit Anfang des letzten Jahrhunderts steht symbolhaft für den anhaltenden Biodiversitätsverlust in der Schweiz.
Die Anlässe in der Schweiz sind Teil des in ganz Europa und neu auch in Zentralasien durchgeführten EuroBirdwatch, an dem sich dieses Jahr BirdLife-Organisationen aus total 38 Ländern beteiligten. Sie schufen für diesen Anlass ein beeindruckendes Netz von über 1’000 Beobachtungs- und Informationsständen. Zehntausende teilnehmende Personen beobachteten mehr als eine Million Zugvögel. Der SVS / BirdLife Schweiz fungierte dieses Jahr als Europa-Zentrale, in der die Daten aller Anlässe zusammengetragen wurden. „Der EuroBirdwatch ist ein gemeinsamer Appell der BirdLife-Organistionen aus Europa und Zentralasien für sichere Zugwege und für einen Stopp des Biodiversitätsverlustes“, sagt Fritz Hirt, Koordinator des EuroBirdwatch.
Die Zugvögel sind neben dem Lebensraumverlust in den Brutgebieten auch auf dem Zug stark gefährdet. Zu schaffen machen ihnen vor allem Trockenlegungen von Feuchtgebieten, Stromleitungen, Windräder, starke Nachtbeleuchtung sowie illegale Jagd. In den Überwinterungsgebieten in Afrika liegt ein grosses Gefährdungspotenzial beim Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie beim Verlust von Rastplätzen und Winterquartieren.
Der SVS / BirdLife Schweiz setzt sich für die Zugvögel in den Brutgebieten, auf dem Zugweg und in den Winterquartieren in Afrika ein.
Quelle: SVS / BirdLife Schweiz, www.birdlife.ch
Kommentar & Ergänzung: grösste Flugschau Europas
Der Internationale Zugvogeltag gilt auch als „grösste Flugschau Europas“.
Wobei die Zugvögel es aber wirklich nicht leicht haben.
Zu den Zugvögeln werden Vogelarten gezählt, die verschiedene Jahreszeiten an unterschiedlichen Orten verbringen. Dabei legen die Vögel zum Teil beeindruckende Strecken zurück.
Hier ein paar weitere Informationen zu diesem faszinierenden Phänomen.
Naturerscheinungen waren und sind für Menschen aller Kulturkreise stets eine Herausforderung. Das Verschwinden der Vögel im Herbst und ihr Auftauchen im Frühling war besonders auffällig. Die Verbindung mit dem Frühling weckte positive Gefühle. Die Auguren (Vogelschauer) der Antike haben aus dem Flug der Vögel die Zukunft herausgelesen. Masseneinflüge, sogenannte Invasionen gewisser Vogelarten, wurden im Mittelalter als Vorzeichen für Krieg oder Pest gedeutet. Noch im 18. Jahrhundert glaubte mit andern Wissenschaftern auch Carl von Linne, dass Schwalben den Winter im Schlamm von Weihern und Seen verbrächten. Noch bis zur Mitte unseres Jahrhunderts wurde im Volksmund weitergegeben, dass sich der Kuckuck im Herbst in einen Sperber verwandle.“
Man unterscheidet Kurzstreckenzieher, Langstreckenzieher und Teilzieher.
Kurzstreckenzieher:
„ Im Gegensatz zu den Langstreckenziehern überwintern die Kurzstreckenzieher in einer Klimazone, die jener ähnlich ist, in der sie brüten.
In Europa sind dies für viele Arten das südliche Mitteleuropa und der Mittelmeerraum. Natürlich gibt es viele Übergänge zwischen Kurz- und Langstreckenziehern; so sind in Asien viele Arten Langstreckenzieher, die in Europa nur bis nach Südfrankreich ziehen. Viele Kurzstreckenzieher gehören auch zu den Teilziehern. Die meisten Kurzstreckenzieher wandern nach Südwesten in milde, vom Golfstrom beeinflusste Gebiete. Andere, wie der Hausrotschwanz und die Mönchsgrasmücke, suchen Winterquartiere sowohl im Südwesten als auch im Südosten auf. Viele Arten ziehen am Morgen, wie z. B. die Finken, andere, wie Rotkehlchen und Singdrossel, vornehmlich nachts oder, wie die Feldlerche, tags und nachts. In der Regel brechen die Kurzstreckenzieher im Herbst später nach Süden auf und kehren im Frühling früher zurück als die Langstreckenzieher. Manche Arten ziehen sogar erst dann weg, wenn sie durch Schnee dazu gezwungen werden.“
Langstreckenzieher:
„ Die Langstreckenzieher räumen im Herbst ihr Brutgebiet vollständig und überwintern in einer gänzlich anderen Klimazone der Erde.
Die meisten Langstreckenzieher wechseln von Europa in die Tropen Afrikas südlich der Sahara. Nur einzelne Arten Osteuropas überwintern im tropischen und subtropischen Asien, z.B. Rosenstar, Karmingimpel, Waldammer und Kappenammer. Die Langstreckenzieher leben somit das ganze Jahr in warmen Klimaten und kennen keinen Winter in unserem Sinne. Die meisten Insektenfresser gehören zu den Langstreckenziehern, da im Winter bei uns in Europa diese Nahrung nicht mehr ausreichend vorhanden ist. Langstreckenzieher verlassen das Sommerquartier im allgemeinen kurz nach Beendigung des Brutgeschäftes im Spätsommer, wenn Wetter und Nahrungsangebot noch günstig sind. Die meisten wandern nachts und innerhalb Europas in südwestlicher Richtung (s. Gartenrotschwanz). Damit die Vögel ihre Winterquartiere in Afrika erreichen, müssen sie die Zugrichtung im Mittelmeerraum nach Süden oder Südosten drehen. Eine ganz andere Zugrichtung schlagen der Neuntöter, der Sumpfrohrsänger und die Klappergrasmücke ein. Sie ziehen in östlicher oder südöstlicher Richtung nach Griechenland oder in den Nahen Osten, um auf diesem Weg die ostafrikanischen Winterquartiere zu erreichen. Schwalben und Segler ziehen hauptsächlich tagsüber. Diese Flugjäger fressen oft während des Zuges.
Die Langstreckenzieher ziehen aber auch in Afrika umher, was erst in den letzten Jahren entdeckt wurde. So wurde in Kenia in den Monaten November und Dezember ein starker Zug gewisser Arten nach Süden beobachtet. Es scheint, dass diese Arten nach der Überquerung der Sahara zuerst einige Wochen im Sudan und in Äthiopien verbringen, bevor sie noch weiter nach Süden ziehen. Vieles über die Wanderungen der Zugvögel aus Europa und Asien innerhalb Afrikas ist aber noch unbekannt.“
Teilzieher:
„ Unter dem Begriff Teilzug werden ganz verschiedene Erscheinungen zusammengefasst.
– Bei vielen Kurzstreckenziehern räumen die im Norden beheimateten Populationen im Winter das Brutgebiet vollständig und ziehen nach Südeuropa, während mitteleuropäische Vögel teils ziehen, teils Standvögel sind und südeuropäische Artgenossen im Brutgebiet überwintern. Beispiele dafür sind Rotkehlchen und Buchfink. Es können im Winterquartier somit verschiedene Populationen zusammen überwintern, oder die nördlichen Artgenossen überfliegen die Winterquartiere der südlichen Populationen.
– Bei vielen Teilziehern überwintert der Grossteil der Altvögel im Brutgebiet, während die Jungvögel meist nach Süden ziehen (z.B. Amsel).
– Bei Grossvögeln, die frühestens am Ende des 2. Lebensjahres brüten, können die Jungvögel die Zeit bis zur Brutreife im Winterquartier oder südlich des Brutgebietes verbringen (z.B. Fischadler, Weissstorch).
– Bei manchen Arten sind in derselben Population Zug- und Standvögel vorhanden. Wie in den letzten Jahren nachgewiesen wurde, können sogar in derselben Brut ein Teil der Geschwister Zugvögel, der andere Teil Standvögel sein (z.B. Amsel, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen), wenn die Eltern entsprechend verschiedenes Erbgut an ihre Nachkommen weitergegeben haben.
Das Teilzugverhalten, so kompliziert es uns im einzelnen auch erscheint, kann folgendermassen verstanden werden: Wenn ein strenger Winter vielen der im Brutgebiet verbleibenden Individuen das Leben kostet, sind die ziehenden Artgenossen im Vorteil. Wenn der Winter mild ist, überleben die Standvögel besser und haben bei Ankunft der Zugvögel die besten Territorien schon besetzt; in diesem Fall sind die Standvögel im Vorteil. Mit dem Teilzugverhalten reagieren die Vögel somit nicht nur auf die jahreszeitlich wechselnden Lebensbedingungen, wie die typischen Zugvögel, sondern auch auf die von Jahr zu Jahr unterschiedlichen Überwinterungsbedingungen – eine ganz erstaunliche und fein differenzierte Anpassung an die wechselnden Bedingungen in den gemässigten Klimazonen.“
(Quelle: www.vogelwarte.ch)
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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde
Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz
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