Wer in Mitteleuropa aufgewachsen ist und lebt, für den basieren die politischen Bedingungen seit vielen Jahrzehnten mit grosser Selbstverständlichkeit auf Demokratie und Rechtsstaat, und die politischen Konfliktlinien verlaufen zwischen rechts und links.
Möglicherweise geht diese Selbstverständlichkeit gerade verloren und die Konfliktlinien verschieben sich. Zu dieser Entwicklung hat sich Ralf Fücks Gedanken gemacht in seinem Buch „Freiheit verteidigen“:
„Die Systemfrage unserer Zeit lautet nicht Kapitalismus oder Sozialismus, sondern Demokratie oder autoritäre Herrschaft…….
Die neue Scheidelinie europäischer Politik verläuft nicht zwischen links und rechts, sondern zwischen der offenen Gesellschaft und dem Rückzug in die Volksgemeinschaft, zwischen globaler Integration und nationaler Abschottung. Die alte Links-rechts-Achse wird überlagert von der neuen Konfliktachse zwischen autoritärer und liberal-demokratischer Politik.“
Zitat aus:
„Freiheit verteidigen“, von Ralf Fücks, Hanser Verlag 2017.
Dieses lesenswerte und anregende Buch stelle ich in meinem Buchshop vor. Dort können Sie es auch via Buchhaus bestellen (hier).
Kommentar & Ergänzung:
Meinem Eindruck nach wird die alte Links-rechts-Achse nicht verschwinden. Die von Ralf Fücks beschriebene neue Konfliktachse zwischen Demokratie und autoritärer Herrschaft wird jedoch stark in den Vordergrund treten.
Genauer: Die Konfliktlinie zwischen Demokratie & Rechtsstaat einerseits und autoritärer Herrschaft andererseits.
Und die Generationen, die bei uns in der Selbstverständlichkeit von Demokratie und Rechtsstaat aufgewachsen sind, werden herausgefordert, sich mit diesen Veränderungen auseinanderzusetzen.
Das heisst:
- Sich klar machen, was gerade passiert. Sich informieren. „Futter“ dazu finden Sie unter anderem hier: Meine gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen (Buchshop)
- Sich organisieren. Institutionen, Organisationen und unabhängige Medien aufbauen und unterstützen, welche Demokratie und Rechtsstaat stärken und verteidigen. Entweder durch Mitarbeit oder durch finanzielle Unterstützung. Vorschläge und Empfehlungen dazu in meiner Linkliste unter der Rubrik „Gesellschaft“.
Mir selbst ist jedenfalls erst vor etwa 2 – 3 Jahren so richtig klar geworden, dass Demokratie und Rechtsstaat auch bei uns in Europa keine Selbstverständlichkeit mehr sind, und dass sie nur existieren, wenn sie verteidigt werden. Und das muss schon in einem möglichst frühen Stadium geschehen, wenn diese Errungenschaften gefährdet sind.