Patientinnen und Patienten haben ein Recht auf wirksame Behandlungen.
Doch wie stellt man fest, ob eine Behandlung wirksam ist? In den Bereichen Komplementärmedizin / Alternativmedizin / Naturheilkunde wird dazu insbesondere auf die Heilerfolge verwiesen. Das gipfelt oft im Spruch: „Wer heilt, hat Recht!“
Das zeigte sich gerade wieder in einer Diskussion zwischen der Homöopathie-Kritikerin Natalie Grams und einer Homöopathin, die sagt:
«Frau Grams meint, wir seien in der Beweispflicht, dass Globuli wirken. Unsere Patienten sind der Beweis!»
Quelle:
https://www.srf.ch/news/schweiz/sprache-wird-immer-gehaessiger-glaubenskrieg-um-globuli
Kommentar & Ergänzung: Wirksamkeit von Heilmethoden belegen
Dieser Satz…..
«Frau Grams meint, wir seien in der Beweispflicht, dass Globuli wirken. Unsere Patienten sind der Beweis!»
…..macht es sich leider viel zu einfach.
Seit jeher haben Ärzte und Ärztinnen, aber auch Heilerinnen und Heiler jeder Art, volle Praxen. Die Medizingeschichte zeigt, dass das nur sehr wenig mit der Wirksamkeit von Methoden zu tun hat. Behandlungen decken sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Unter anderem bieten sie Hoffnung.
Vom 18. bis ins 20. Jahrhundert galten in der Volksmedizin zum Beispiel sogenannte „Schluckbildchen“ als wirksame Heilmittel:
„Schluckbildchen sind kleine Zettel, auf denen ein Kultbild dargestellt ist und die vom 18. bis zum 20. Jahrhundert als religiöse Volksmedizin verwendet wurden. Der Gläubige maß den Schluckbildchen als Bestandteil der ‚geistlichen Hausapotheke‘ Heilkräfte zu, die er durch das Verspeisen der Zettelchen in sich aufnehmen wollte. Lediglich mit Text versehene Blättchen für denselben Anwendungszweck nennt man Esszettel……Mit handgeschriebenen oder gedruckten Esszetteln (Fresszetteln) wurden auch Tiere behandelt.“ (Quelle: Wikipedia)
Als weiteres Beispiel können die Millionen von Männern aufgeführt werden, die vor allem in Asien davon überzeigt sind, dass ihnen Nashornpulver bei Potenzstörungen hilft.
Grosse Nachfrage ist deshalb noch lange kein Beleg für die Wirksamkeit einer Methode.
Der Satz „Unsere Patienten sind der Beweis!“, läuft zudem auf die oft gehörte Behauptung „Wer heilt hat Recht“ hinaus. Und das ist in der Regel ein Kurzschluss, der eine ganze Reihe von Fragen aufwirft.
Siehe dazu:
Komplementärmedizin: Wer heilt hat Recht?
Es gibt zudem in fast jedem Fall eine ganze Reihe von Gründen, weshalb ein kranker Mensch gesund wird. Nicht immer ist dafür das gleichzeitig angewandte Arzneimittel verantwortlich. Dazu hat der Psychiater Asmus Finzen ein informatives Buch geschrieben:
Warum werden unsere Kranken eigentlich wieder gesund? Räsonieren über das Heilen — von Asmus Finzen (Buchbesprechung)
Zusammenfassungen zu diesem Buch habe ich hier publiziert:
Warum wir gesund werden (Ausführlicher Artikel von mir in der Zeitschrift „Natürlich“)
Warum wir gesund werden (Kurzzusammenfassung)
Naturheilkunde: Warum werden unsere Kranken eigentlich wieder gesund? (Längere Zusammenfassung)
Aus all diesen Gründen reicht es nicht, wenn jemand einfach auf „unsere Patienten“ verweist als Beleg für die Wirksamkeit einer Heilmethode. Dazu braucht es, um glaubwürdig zu sein, sorgfältigere Begründungen und Belege.