Vor kurzem wurde ich an einem Kräuterkurs gefragt, ob man Spagyrik selber herstellen kann.
Das halte ich für nicht sinnvoll, denn die Herstellung spagyrischer Präparate ist sehr komplex und ihre Wirksamkeit fraglich.
Bei der Herstellung durchlaufen spagyrische Essenzen mehrere Verfahrensschritte, insbesondere Vergärung, Destillation und Veraschung.
Wer es genauer haben will, findet detailliertere Angaben hier:
Was ist Spagyrik?
Zu beachten ist vor allem, dass spagrische Pflanzentinkturen und phytotherapeutische Pflanzentinkturen sehr unterschiedliche Wirkstoffe enthalten und daher nicht für die gleichen Anwendungsbereiche eingesetzt werden können.
Siehe dazu:
Wie unterscheiden sich Spagyrik-Essenzen und Pflanzentinkturen?
Man kann also schon Spagyrik selber herstellen (bzw. spagyrische Essenzen), wenn man die entsprechenden Verfahrensschritte lernt und die dazu nötigen Geräte anschafft.
Nur selten taucht in den entsprechenden Herstellungs-Diskussionen aber die Frage auf, ob die selber produzierten Präparate auch wirksam sind. Gerade bei spagyrischen Präparaten ist die therapeutische Wirksamkeit für kein einziges Anwendungsgebiet belegt und sie enthalten verglichen mit phytotherapeutischen Zubereitungen nur einen sehr kleinen Teil der Wirkstoffe.
Es macht zum Beispiel absolut keinen Sinn, eine spagyrische Rosskastanientinktur zu verwenden, weil die nötigen Wirkstoffe verglichen mit einem phytotherapeutischen Präparat nicht vorhanden sind. Sie wurden bei der Veraschung zerstört.
Es macht absolut keinen Sinn, eine spagyrische Mariendisteltinktur zu verwenden, weil die nötigen Wirkstoffe verglichen mit einem phytotherapeutischen Präparat nicht vorhanden sind. Sie wurden bei der Veraschung zerstört.
Und so weiter…..
Wenn spagyrische Pflanzentinkturen kaum Wirkstoffe enthalten, stellt sich natürlich die Frage, weshalb viele Anwenderinnen und Anwender solcher Präparate von ihrer Wirksamkeit überzeugt sind. Dafür könnte der post-hoc-ergo-propter-hoc-Fehlschluss verantwortlich sein. Siehe dazu:
Naturheilkunde braucht kritische Auseinandersetzung!
Komplementärmedizin: Der “Post-hoc-ergo-propter-hoc-Fehlschluss” als häufige Irrtumsquelle
Man sollte sich auch in Acht nehmen vor schwammigen und nebulösen Aussagen, wie sie in der Spagyrik zuhauf vorkommen. So zum Beispiel wenn behauptet wird, dass spagyrische Heilmittel ganzheitlicher und tiefer wirken würden als “gewöhnliche” Phytotherapie.
Siehe dazu:
Spagyrik: Nachfragen bei nebulösen Aussagen!
Auch wenn man „gewöhnliche“ phytotherapeutische Präparate selber herstellen will, ist das nicht so einfach. Dazu habe ich einen separaten Artikel geschrieben.
Siehe:
Heilmittel selber herstellen – wie geht das?
Insbesondere würde ich empfehlen, die gute alte Zubereitungsform des Kräutertees nicht zu unterschätzen. Von allen Arzneiformen, die man selber herstellen kann, ist der Kräutertee in den meisten Fällen am wirkstoffreichsten.
Apotheken und Drogerien verkaufen gerne Pflanzentinkturen. Das ist nicht weiter erstaunlich, weil sich daran viel mehr verdienen lässt als an einem Kräutertee. Aber was teuerer ist, muss nicht auch wirksamer sein.
Wer sich für Wirkstoffe und Heilpflanzen-Anwendungen interessiert, kann dazu fundiertes Wissen erwerben in meinen Lehrgängen, dem Heilpflanzen-Seminar und der Phytotherapie-Ausbildung.