Gibt es eine Landschaft, mit der Sie besonders verbunden sind? Kennen Sie die Landschaft in Ihrer näheren Umgebung? Ist sie noch irgendwo zu sehen oder wird sie von einem Strassen- und Häusermeer zugedeckt? Und wenn das so ist: Wo taucht wenigstens ein Zipfel Landschaft aus dem Beton- und Asphaltmeer auf?

Vieles deutet darauf hin, dass in unserer Kultur die Beziehung zur Landschaft immer mehr verloren geht, und das nicht etwa nur in den Städten. Landschaft wird nur noch von wenigen Menschen wirklich mit den Sinnen erfahren und im Herzen erlebt. Allenfalls noch im Urlaub – weit weg vom Alltag – lassen sich Menschen von Landschaften berühren. Am Wohnort und in seinem nächsten Umkreis findet dieser Kontakt immer seltener statt. Das hat tiefgreifende Folgen: Wer sich mit einer Landschaft verbunden fühlt, ist dort verwurzelt und beheimatet. Das kann viel Kraft geben in einer Zeit des rasanten Umbruchs, wie wir sie heute erleben. Verwurzelung trägt wesentlich zur Gesunderhaltung bei. Sie wirkt im Sinne eines Resistenzfaktors, der schädlichen Einflüssen entgegenwirken kann. Entwurzelung und Isolierung von Landschaft und Natur dagegen bedrohen letztlich unsere innere Stabilität und unsere Gesundheit.

Wie aber lässt sich nun eine Beziehung zu einer Landschaft aufbauen und verstärken?

Nötig ist dazu bestimmt etwas Zeit. Wir sind grösstenteils wohl viel zu schnell unterwegs, um Landschaft in uns aufzunehmen. Zudem lässt sich Landschaft kaum im Fahren erfahren, viel eher schon zu Fuss. Isoliert durch Blech und Plexiglas, gleitet der automobile Mensch reibungs- und mühelos, aber auch kontaktlos durch die Gegend.
Gehend erfahren wir Landschaft viel direkter und intensiver. Sie setzt uns Widerstand entgegen durch Aufstiege, Abstiege und Hindernisse verschiedenster Art. Das fördert den Kontakt mit dem Gelände und die Wahrnehmung, falls es uns gelingt, gehend in der Gegenwart zu bleiben und nicht innerlich schon an ein Ziel vorauszueilen.

Gönnen Sie sich doch von Zeit zu Zeit einen langsamen Streifzug in die nähere Umgebung

Es muss nicht unbedingt eine intakte Landschaft sein, denn es ist auch wichtig, dass wir unsere Wahrnehmung schärfen dafür, wie wir Menschen mit Landschaft umgehen. Passt sich eine Strasse dem Gelände an oder zerschneidet sie es gnadenlos? Passt ein Haus in seine Umgebung oder steht es da wie eine zufällig verlorene Schuhschachtel?

Wertvoll und anregend kann es auch sein, ein kleines Stück Land während eines Jahres, von Monat zu Monat zu beobachten: den Frost und die Eisstarre danach, das Auftauen der Erde, im Frühjahr die ersten Wildblumen und Heilpflanzen, die ihre leuchtenden Farben entfalten, später das üppige Wachsen, die Käfer auf den Blättern und die Blattläuse, der Boden, der vor Trockenheit rissig wird oder schwer vor Nässe, das Wachsen und Welken der Blätter und ihr Fall, während die neuen Knospen sich schon wieder bereit machen für das nächste Jahr.
Auf diese Art zu beobachten kann Kinder und Erwachsene näher zur Landschaft und zur Natur führen. Der Herbst ist eine gute Jahreszeit, um sich ein solches Stückchen Erde zu suchen.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Pflanzenheilkunde

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Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

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