Patientinnen und Patienten in der Palliative Care, die eine palliative Chemotherapie bekommen, wissen erschreckend oft nicht, dass es für sie keine Heilungschancen gibt.

Unheilbar krebskranke Menschen haben verständlicherweise manchmal unrealistische Hoffnungen. Doch das Ausmaß dieser Fehleinschätzung, das eine US-Studie aufdeckt, legt systematische Aufklärungsfehler nahe.

In einem Kollektiv von 1193 Patienten, die wegen metastasierendem bronchialem oder kolorektalem Karzinom (Stadium IV) eine palliative Chemotherapie bekamen, hatte die Mehrzahl völlig falsche Vorstellungen von der Intention der Behandlung. 81 % der Darmkrebskranken und 69 % der Lungenkrebspatienten waren sich nicht darüber im Klaren, dass es für sie keine Heilungschance gab, schreibt das Team um Dr. Jane C. Weeks vom Dana-Farber Cancer Institute, Boston, im „New England Journal of Medicine“.

Um eine gut fundierte Therapieentscheidung treffen zu können, muss der Patient über Nutzen und Risiken genau aufgeklärt sein, betonen die Wissenschaftler. Eine palliative Chemotherapie kann das Leben um Wochen oder sogar Monate verlängern sowie tumorassoziierte Symptome reduzieren, doch ist sie bekanntlich begleitet von toxischen Effekten. Die Entscheidung, ob ein Patient diese Belastung in Kauf nehmen will, kann er nur nach eingehender Aufklärung fällen.

Von „informed consent“ kann jedoch bei den meisten Studienteilnehmern offenbar keine Rede sein. Wie erklären sich die Forscher die eklatanten Missverständnisse? Paradoxerweise berichteten gerade die Patienten mit unrealistischen Therapie-Erwartungen von einer besonders guten Arzt-Patient-Beziehung und Kommunikation mit ihrem Arzt.

Möglicherweise, so die Interpretation der Forscher, empfinden Betroffene ein Gespräch als angenehmer, wenn der Doktor eine optimistische Sichtweise vermittelt. Fatal ist es aber, wenn diesem Optimismus jede Basis fehlt. Es ist bekannt, dass viele Menschen mit fortgeschrittener Krebserkrankung die Unannehmlichkeiten einer toxischen Behandlung auf sich nehmen würden, wenn auch nur eine 1%ige Heilungschance bestünde – nicht jedoch, wenn diese gleich null ist.

Unheilbarkeit und Lebenserwartung sollten daher klar angesprochen werden.

Falsche Erwartungen zu schüren könne eine optimale Planung des Patienten am Ende seines Lebens stark behindern, kritisieren die Wissenschaftler. Dabei unterstellen sie den aufklärenden Medizinern keine vorsätzlichen Lügen. Es genüge schon, wenn der Arzt das Gespräch recht rasch vom unangenehmen Thema Lebenserwartung auf Details der Behandlungsplanung lenke. Die Information der Unheilbarkeit kann dabei leicht untergehen beziehungsweise überhört werden.

Mediziner müssten bei der Aufklärung vor einer palliativen Chemotherapie die Prognose unmissverständlich klarmachen und sicher sein, dass der Patient alles verstanden habe, auch wenn damit das Risiko verbunden sei, vom Betroffenen schlechter beurteilt zu werden. Eine ehrliche und vertrauensvolle Kommunikation, so die Studienautoren, sei das höhere Gut.

Andere Studien haben zudem gezeigt, dass viele Mediziner zwar über fehlende Heilungschancen informieren, jedoch nur jeder zweite über die voraussichtliche Lebenserwartung spricht.

Dies könnte dafür verantwortlich sein, dass die Hälfte aller Lungenkrebspatienten noch zwei Monate vor dem Tod von ihrem Arzt das Wort Hospiz nicht einmal gehört hat, erklären Dr. Thomas J. Smith und Dr. Dan L. Longo von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore in ihrem Kommentar zu der Studie. Tatsächlich jedoch wollen die meisten Krebskranken die Wahrheit wissen, auch über ihre Prognose.

Damit diese wichtigen Informationen im Arzt-Patienten-Gespräch nicht unter gehen, empfehlen die Wissenschaftler die Frage-Antwort-Frage-Methode: „Was wollen Sie über Ihre Prognose wissen?“ – erläutern, was der Patient wissen will – und erneut fragen: „Was haben Sie nun genau über Ihre Situation verstanden?“

Ehrliche Gespräche bewirken entgegen verbreiteter Meinung keine Verzweiflung oder Depression. Allerdings sei es nicht mit einem ausführlichen Gespräch getan, sondern es bedürfe nach der ersten Mitteilung über die tödliche Krankheit einer ganzen Serie guter Gespräche, betonen die Kommentatoren. Sehr früh, so raten sie, sollte zudem ein Termin für einen Informationsbesuch im Hospiz abgemacht werden.

Quellen:

http://www.medical-tribune.de/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/tumorkranke-machen-sich-oft-falsche-hoffnungen.html

Kommentar & Ergänzung:

Diese Studie zeigt einmal mehr die grosse Bedeutung guter Kommunikation.

Wie weit sich die Ergebnisse und die Schlussfolgerungen auf die Schweiz oder auf Deutschland übertragen lassen, kann ich nicht beurteilen.

Grundsätzliche sind aber die Anforderungen an gute Kommunikation im Bereich der Krebstherapie wohl in allen Ländern gleich.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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